04.03.2021

Global gut vernetzt?

Digitalisierung soll auch weniger entwickelten Ländern zu Gute kommen. Ein neues Projekt fragt, wie dies am besten gelingen kann.

Foto: Simon Abrams / Unsplash

Technik weckt Erwartungen und Hoffnungen: Investitionen in die Digitalisierung haben enormes Potenzial, fast alle Wirtschafts- und Lebensbereiche radikal zu verändern: von der Landwirtschaft über die Industrie und das Finanzwesen bis hin zu Bildung, Gesundheit und Menschenrechten. Die Vereinten Nationen hoffen, durch technologischen Fortschritt die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen und Hunger, Armut und Krankheit damit zu reduzieren.

Hoch entwickelte Technologie-Modelle wie z.B. E-Demokratie lassen sich aber in Ländern wie Brasilien, Mexiko oder Südafrika noch nicht eins zu eins umsetzen. “Oft gibt es in anderen Ländern weniger oder kein Recht auf Datenschutz, auch haben weniger Menschen Zugang zum Internet”, betont Mahshid Sotoudeh vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW.

Welcher Nutzen ist der beste Nutzen?

Sie nimmt gemeinsam mit Michael Ornetzeder, Tanja Sinozic und Johann Čas vom ITA am EU-Projekt PRODIGEES teil. Das Projekt zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für digitale Transformationsprozesse und die verschiedenen Auswirkungen von Innovationen auf eine nachhaltige Entwicklung in verschiedenen Weltregionen zu schaffen.

“Die Digitalisierung kann Lebensumstände verbessern. Sie kann zum Beispiel Distance Learning und Bildung unterstützen. Sie ist auch wesentlich für den Aufbau zeitgemäßer Infrastruktur und den Zugang zu Informationen”, so Sotoudeh. Dabei müsse man aber auch die Kehrseite sehen: “In Ländern des Globalen Südens, z.B. Mexiko oder Brasilien, gibt es mangelnden Zugang aller Bevölkerungsgruppen zu digitalen Dienstleistungen. Außerdem müsste der Datenschutz auf globaler Ebene verbessert werden.”

Bewusstseinsbildung und Ethik im Vordergrund

Ernährung und Gesundheit bilden einen Schwerpunkt von Sotoudehs Arbeit. Sie plant einen Austausch mit dem CSIS Zentrum in Indonesien: „Wie kann Digitalisierung Menschen unterstützen, dass sie sichere Informationen über den Ursprung von Lebensmittel und die Produktionsart bekommen? Wie können sich Konsument*innen über eine gesunde und leistbare Ernährung informieren? Wird diese Information auch das Kauf- und Konsumverhalten ändern? Es interessiert mich besonders, ob und wie Technik gesellschaftliche Bedürfnisse reflektiert und unterstützt.“

Die ITA-Ökonomin Tanja Sinozic wird sich bei ihrem Besuch in Brasilien auf Firmen im Bereich Künstliche Intelligenz konzentrieren. Sie fragt nach dem Bewusstsein der sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung bei KI-Innovationen. Sicherheitsexperte Johann Čas wird ethische und Datenschutzaspekte des Einsatzes digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz in Brasilien beleuchten. Michael Ornetzeder konzentriert sich im Rahmen des Projekts auf Nachhaltigkeits- und Governance-Aspekte der Energiewende.