14.05.2020

E-Autos: Warum Wiener Flottenbetreiber zögern

Nur zwei Prozent aller gewerblichen Fahrzeuge in Wien sind E-Autos. Eine neue ITA-Studie beleuchtet positive und negative Erfahrungen und bietet Empfehlungen für eine erfolgreiche Verbreitung.

Foto: ITA / Sabine Bahmer

Pro Jahr werden in Wien bis zu 60.000 gewerblich genutzte Pkw und bis zu 8.000 Kleintransporter neu zugelassen. Davon sind allerdings nur knapp 2 Prozent elektrisch betriebene Fahrzeuge. Dabei wären die Rahmenbedingungen nach Jahren der Vorbereitung in Wien mittlerweile sehr günstig, betont Michael Ornetzeder, Energieexperte am Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW: „Es gibt Förderungen, die Kosten sind konkurrenzfähig und die Zahl an Ladestationen wächst beständig“. Den Hauptgrund für die langsame Entwicklung sieht er in der Komplexität dieser Umstellung:

“Man tauscht hier nicht nur die Fahrzeuge aus, wir sprechen von einem ganzen System, das sich gerade in Entwicklung befindet: Es braucht dafür Hersteller, die Fahrzeuge und Ersatzteile liefern, Mechaniker die auf E-Autos spezialisiert sind, die Ladeinfrastruktur muss stimmen – all diese Gegebenheiten finden wir in Wien bereits, das kann man weiter ausbauen.“ Auch das regulatorische Umfeld spiele eine Rolle: Zufahrtserleichterungen oder Gratisparkplätze wären ein Anreiz.

Gute Kommunikation als Schlüssel

Die Umstellung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge muss im Unternehmen auch gut kommuniziert werden. „Den Firmenbetreiber*innen fehlt häufig noch Information um zu sagen, diese Variante zahlt sich für mein Unternehmen finanziell aus, und auch die Umwelt profitiert davon.“, so Ornetzeder.

Für die durch eine Forschungsförderung der Stadt Wien erstellte Studie wurden drei Unternehmen befragt, die bereits seit längerem elektrische Fahrzeuge benutzen: Die Österreichische Post, der ÖAMTC sowie der TÜV Austria. Koautorin Anna Pavlicek (ITA) betont: „Immer wieder Thema bei E-Autos ist die Reichweite. Dabei ist es für ein Unternehmen wie die Post, das Routen im Vorhinein relativ genau planen kann, kein Risiko mehr, Wege mit E-Autos zurück zu legen.“ Bei ÖAMTC und TÜV gebe es naturgemäß Interesse, die Funktionalität und Verlässlichkeit von E-Autos selbst zu prüfen.

Frauen sorgen für Umstieg

Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass der Umstieg auf E-Autos in Betrieben oft vom Engagement Einzelner abhängt. Studienkoautor Steffen Bettin sieht dafür unterschiedliche Motive: „Für die einen steht der Umweltaspekt im Vordergrund, andere bevorzugen den Fahrkomfort von E-Autos oder sie sehen darin einen Mehrwert für das Image der Firma.“ Außerdem zeigte sich bei den Interviews in Wiener Unternehmen, dass das Thema Gender eine besondere Rolle zu spielen scheint. „Hier gibt es eine Gruppe von untereinander vernetzten Frauen, die treibende Kraft sind. Ein spannendes Thema, das in Zukunft weiter untersucht gehört.“ (DR)