Mo, 28. Oktober 2024 | Kategorie Blog

Krisenkommunikation - von oben herab oder partizipativ?

Wie können staatliche und staatsnahe Organe in Krisen effektiv kommunizieren? Welche Rolle spielt der Rundfunk? Wie können gezielt Jugendliche erreicht werden und welche Rolle können sie selbst einnehmen? Diese Fragen leitete die diesjährige Sommerschule der Österreichischen Studienstiftung in Reichenau an der Rax.

Text: Marcel Kolb

Seminar

Die Welt befindet sich in multiplen Krisen. In ihrer neuen Parallelität fordern diese entsprechende Kommunikationsansätze, konkret: einen vernetzen Ansatz.

Genau diesen vernetzten Anlass beleuchtete vom 2. bis 9. September 2024 ein interdisziplinäres Team aus Bereichen Wissenschaft, Medien und Krisenmanagement in Reichenau an der Rax. Im – nomen est omen – Seminarraum Höllental mit Blick auf das Rothschild’sche Stiftungshaus suchten 25 Teilnehmende gemeinsam mit 7 Referierenden Antworten auf die Fragen: „Was sind komplexe Sachverhalte und welche Kommunikation fordern sie aus psychologischer Sicht?“ (Univ.-Prof. Dr. Barbara SCHOBER, Dekanin der Fakultät für Psychologie der Universität Wien), „Welche Rolle spielt Wissenschaft in der Krise?“ (Univ.-Prof. Dr. Andreas BERGTHALER, MedUni Wien und CeMM). Herr Oberst Dr. Markus REISNER, PhD, Leiter der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie, referierte zum Umgang mit Krisen, Menschenführung und der speziellen Rolle des Bundesheeres.

Vernetzt und interdisziplinär

Ergänzt wurde das Programm um Workshops zur Rolle des Österreichischen Roten Kreuz (Mag. Gerry FOITIK, Bundesrettungskommandant) und zum journalistischen Umgang mit Krisenthemen (Dr. Günther MAYR, Leiter Wissenschaftsredaktion ORF).

Emer. o. Univ.-Prof. Karl SIGMUND präsentierte den Teilnehmenden seinen Dokumentarfilm „Otto Neurath – Der Rote Elefant“, einen Abriss über Leben und Wirken des Nationalökonoms und Wissenschaftstheoretikers Otto Neurath. Otto Neurath war eine Schlüsselfigur des sog. Wiener Kreises. Zu Struktur und Wirken des Wiener Kreises hat Herr Prof. em. Karl SIGMUND publiziert – an die Filmvorführung schloss sich daher eine angeregte Diskussion zwischen den Teilnehmenden und mit Herrn Prof. em. SIGMUND an, zu der auch externe Gäste hinzustießen.

Die gewonnen Eindrücke konnten die Teilnehmenden während einer gemeinsamen Wanderung auf die Rax reflektieren. Zwar kommentierten einzelne alpinistisch vorgeprägte Teilnehmende, dass es sich beim Rundweg auf der Rax doch eher um einen Spaziergang handele – schlussendlich fand jedoch jede:r einen seinen Interessen passende Wanderung und die Seminarinhalte fanden ihren Weg „auf den Berg“.

Zeitgemäß vermittelt

Zum Abschluss des Seminars wurde es interaktiv: Das an den Vortagen Gelernte war in einem Kurzvideo als Seminarzusammenfassung im „TikTok“-Style umzusetzen. Wir Teilnehmende stürzten uns in die Arbeit, die – authentischerweise, so Dr. Günther MAYR – Zeitdruck und Ergebnisorientierung, aber auch effektive Teamarbeit und eine sehenswertes Ergebnis beinhalteten. Hier der Link zum Ergebnis.

Am Ende standen Antworten auf die Eingangsfragen: Effektive Krisenkommunikation verläuft auf Augenhöhe, kommuniziert auch Unsicherheiten und keine „einfachen Wahrheiten.“ Der öffentlich-rechtliche Rundfunk nimmt eine Schlüsselrolle ein; ZiB bleibt zentral. Jugendliche sind nicht nur Rezipienten, sondern können beispielsweise bei der Hitzeprävention auch selbst aktiv werden.

Eine Woche interdisziplinäre und grenzüberschreitender Austausch mit Teilnehmenden aus dem ganzen A-D-CH-Raum fand sein Ende. Danke an die Referierenden und an die Geschäftsstelle der Österreichischen Studienstiftung, insbesondere Herrn Dr. Alexander NAGLER, für anregende Referate, offene Atmosphäre und die perfekte Organisation – und an das Team des „Flackl Wirt“ für die herausragende kulinarische Begleitung.

Text: Marcel Kolb