26.07.2022

RECIPES: EU-Leitfaden zur Risikobewertung neuer Technologien veröffentlicht

Wie sicher sind neue Technologien und wer beurteilt das? Wann ist Vorsorge notwendig, wann braucht es mutige Innovation? Ein Forscherteam vom ITA hat sich für das EU-Projekt RECIPES mit Risiko und Vorsorge bei Nanotechnologien auseinandergesetzt. Das EU-Projektteam hat nun zum Abschluss den Leitfaden RECIPES Guidance for application of the precautionary principle in the EU veröffentlicht.

Insgesamt wurden neun Fallstudien durchgeführt und Tools zur Vorsorge entwickelt. (Foto: RECIPES.eu)

Leitfaden RECIPES Guidance for application of the precautionary principle in the EU hier downloaden!

Insgesamt neun Länder haben als Teil des RECIPES-Teams die Regulierung des Einsatzes von neuen Technologien in Gebieten wie z.B. Gentechnik, Künstlicher Intelligenz oder Mikroplastik analysiert.  André Gazsó, Anna Pavlicek und Daniela Fuchs vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften haben eine Fallstudie zur Anwendung des Vorsorgeprinzips bei Nanotechnologien durchgeführt. Für sie sind Vielfältigkeit und Praxisorientierung bei der Risikobewertung wesentlich: „Verantwortungsvolle Innovation sollte Technologien fördern, die Mensch und Umwelt gleich gut schützen. Dazu braucht es Expert*innen aus vielen verschiedenen Fachrichtungen. So können wir eine stabile und sichere Bewertung von Risiken aufbauen“.

„Auch wenn Nanomaterialien bereits in Kosmetika oder bei Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden, wissen wir immer noch nicht genau, was für Folgen sie eigentlich haben. Genau diese Ungewissheit ist es, warum es rechtzeitiges Risikomanagement braucht“, so Gazsó. Das Vorsorgeprinzip sei wie ein Kompass, es eröffne Möglichkeiten, den sicheren Einsatz neuer Technologien trotz ihrer hohen Komplexität sinnvoll zu steuern. „Am ITA praktizieren wir Vorsorge etwa im Rahmen der NanoTrust-Initiative, aus der in Österreich schließlich der Nanoaktionsplan des Umweltministeriums hervor gegangen ist“, so Gazsó.

EU-Leitfaden für Politik und Wirtschaft

Der entstandene Leitfaden zieht die Lehren aus den verschiedenen Fallstudien und gibt Empfehlungen. Die primären Adressaten sind EU-Entscheidungsträger*innen und Agenturen sowie Einrichtungen zur Risikobewertung oder Governance von Wissenschaft, Technologie und Innovation. Im Dokument finden sich auch alle Policy Briefs, die während der 3 ½-jährigen Laufzeit von RECIPES entstanden sind.

Das von der Europäischen Kommission finanzierte Projekt RECIPES (REconciling sCience, Innovation and Precaution through the Engagement of Stakeholders) basierte auf der Idee, dass die verantwortungsvolle Anwendung des Vorsorgeprinzips und die Berücksichtigung von Innovationsaspekten nicht unbedingt im Widerspruch zueinander stehen. Es zielte darauf ab, Innovation und Vorsorge miteinander in Einklang zu bringen. Der Leitfaden soll Vorsorge gewährleisten und gleichzeitig Innovation fördern.