13.06.2012

Mensch und Computer – Interaktion und Identität

Bei der Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI 2012) zum Thema User Experience in Austin, Texas konnten die TeilnehmerInnen Innovationen aus dem Bereich Human-Computer-Interaction interaktiv ausprobieren.

Mensch und Maschine - eine sich entwickelnde Beziehung.

Die Philosophin und Gender-Forscherin Judith Butler hat Performativität so definiert: Performativ ist was sich ständig wiederholt und dabei ein Phänomen produziert, das sich wiederum auf den Ursprungsprozess auswirkt und ihn verändert. Identität wird performativ geformt, denn die Folgen unsere jetzigen Handlungen wirken sich gleichzeitig auf unsere zukünftigen Handlungen aus. Vor diesem Hintergrund fand im Rahmen des Workshops Identity, Performativity, and HCI ein kritischer Austausch zum Zusammenwirken von digitalen Technologien, Erfahrungen und Identität statt.

Verschiedene Ansätze zum Thema

Ein IT-System, das Erlebnisse und Erfahrungen für seine NutzerInnen erzeugen soll, bringt soziale Bedeutungen hervor und hat damit eine Wirkung auf das eigene Selbst. Ausgehend von den Begriffen „Performativität“ und „Identität“ näherte sich der Workshop dem Thema konzeptionell, empirisch und durch die Präsentation experimenteller Anwendungen.

Die Workshop-Beiträge waren vielfältig: Melinda Sebastian und Rachel Magee (Drexel University) präsentierten eine Studie zu den Anforderungen junger Frauen an Recommender Systems. Mihaela Vorvoreanu (Purdue University) stellte methodisch-ethische Aspekten bei der Erforschung von Interaktionsstrategien in Sozialen Netzwerkseiten in den Vordergrund. Im Rahmen ihrer Studie über geschlechter-sensibles Spieledesign stellten Jon Back, Fani Papadogoula und Annika Waern (Stockholm University) ein Rollenspiel als Variante selbst-ermächtigenden performativen Ausdrucks vor.

Smart Homes

Performativität kann auch anders erlebt werden, nämlich als Reproduktion von Machtverhältnissen. So zeigten Sisse Finken (Universität Oslo) und Christina Mörtberg (Universität Linneaus) in ihrem Beitrag zu Smart Homes wie ältere BewohnerInnen ihren Alltag an Pflegetechnologien anpassen um deren Funktion aufrecht zu erhalten.

Geschichten der Migration

Rachel Clarke, Peter Wright (Newcastle University) und John McCarthy (University College Cork) stellten eine Plattform für digitales Geschichten-Erzählen vor. MigrantInnen können hier audio-visuell ihre Erfahrungen und Lebensgeschichten teilen und sich so gegenseitig bestärken und vernetzen.

Das ITA war mit einem Beitrag über die Reproduktion von gesellschaftlichen Hegemonien und deren Auflösung im Design von Informationstechnologien vertreten.

Kontakt durch Licht und Klang

Ein außergewöhnliches Beispiel affektiver Verwicklung in eine performative Praxis präsentierte Mads Hobye (Malmö University). Sein Mediated Body, ein speziell angefertigter Licht-Sound-Anzug, inszeniert durch Hautkontakt zwischen zwei TeilnehmerInnen eine akustisch-visuelle Interaktion, in der durch Berührung gemeinsam Ton- und Lichteffekte erzeugt werden.


13.06.2012

Von: Doris Allhutter

 

Links


Die Beiträge stehen auf der Workshop-Website Identity, Performativity and HCI zur Verfügung