Am 17. September fand in den Räumlichkeiten der Akademie der Wissenschaften die Abschlussveranstaltung des Projekts Ethik & Gesundheit – Unterricht jenseits normalisierender Anerkennung statt. Was bedeutet es, “normal” zu sein? Und wie wirken sich neue Technologien auf das Verhältnis von Mensch und Medizin, oder das Leben älterer Menschen aus? Zwei Jahre lang haben sich SchülerInnen, StudentInnen, LehrerInnen und WissenschafterInnen intensiv mit diesen Fragen beschäftigt. Die Ergebnisse wurden auch als Buch präsentiert.
Schuh-Prototyp für Sehbehinderte
Besondere Highlights der Veranstaltung waren u.a. der von Absolventen der HTL Mistelbach entwickelte “WalkAssist”, ein eigens für sehbehinderte Menschen entwickelter Schuh, oder die Forschungsarbeit von Karin Seper zum Thema Sexualität im Alter. Der WalkAssist zeigt sehr gut, wie die Perspektive der BenutzerInnen in die Entwicklung sogenannter assistiver Technologien einfließt – der Schuh blinkt und gibt Tonsignale von sich, sobald die eingebauten Sensoren ein Hindernis erkennen.
Sexualität im Alter ein Tabu
Laut Seper, Absolventin des Bachelorstudiengangs Gesundheis- und Krankenpflege der Barmherzigen Brüder Wien, werde über das Thema Sexualität im Alter nach wie vor zu wenig diskutiert. Die fehlende Akzeptanz löst bei Männern ein größeres Dilemma aus als bei Frauen, denn geredet wird darüber auch untereinander kaum.
Allen eine Stimme geben
Julia Lichtenwallner und Tobias Haas, Bachelors in Gesundheits und Krankenpflege der FH Wien, führten im Rahmen des Projekts einen experimentellen Forschungsprozess durch. Das Ziel war, Ethik als zentralen Aspekt in den Vordergrund zu stellen und die Würde von Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten in allen Phasen der Entwicklung von Technologien mit einzubeziehen. Katharina Pecher und Alina Vojacek, Lehrerin und Absolventin des GRg Parhamerplatz, beschäftigten sich mit dem Thema Normen in der Unterrichtsliteratur. Gesucht wurde nach alternativen Inhalten, die auch Jugendliche mit anderem kulturellem oder sozialem Hintergrund ansprechen.
Mit organisiert wurde der Event vom stellvertrenden Direktor des ITA, Walter Peissl. Doris Pfabigan und Sabine Zelger von der Universität Wien präsentierten die Ergebnisse der zweijährigen Forschungsarbeit in ihrem Buch “Mehr als Ethik. Reden über Körper und Gesundheitsnormen im Unterricht.” (Wien, facultas wuv 2012). Das Bundesministerium für Unterricht Kunst und Kultur (BMUKK) war durch Kurt Nekula vertreten, er sprach über die Herausforderungen für den Ethikunterricht.
05.11.2012
Von: Denise Riedlinger