08.08.2018

Der Zahn, der aus dem Drucker kommt

3D-Druck in der Medizin und seine Folgen. Was heute bereits gedruckt wird und die möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen im 39. ITA-Dossier.

Nicht nur Zähne kommen heute schon aus dem 3D-Drucker (Foto: vitatanden.se)

Lage für Lage entstehen sie und werden von der Konsistenz her aus Zahn-ähnlichen Kunststoff-Verbundmaterialien zusammengesetzt. Das „Drucken“ einzelner Kronen ist ebenso bereits möglich, wie die Herstellung komplexer Zahnreihen, sogenannter Brücken. Doch auch in anderen Bereichen der Medizin wird bereits fleißig gedruckt. Das Drucken ganzer Organe aus gezüchteten Zellen auf Mausklick ist aber noch Wunschdenken. Beim Herstellen von genau angepassten Hörgeräten oder künstlichen Gliedmaßen beispielsweise kommen die Vorteile bereits jetzt den PatientInnen zu Gute, sind sie doch individuell abgestimmt und auch an entlegenen Orten schneller herstellbar als mit konventionellen Methoden – sofern dort ein geeigneter 3D-Drucker steht. Außerdem ist eine sehr genaue sensorische oder fotografische Vermessung Voraussetzung, wobei das Langzeit-Speichern und die Weitergabe der erfassten, sensiblen Daten noch großteils unreguliert sind. Ein weiterer Wermutstropfen: Einige der Schichtmaterialien sind giftig.

Helge Torgersen sieht die größte Herausforderung in der Integration der Technik in die medizinische Praxis:

„Wie überall in der Medizin müssen wir uns beim 3D-Druck überlegen, was gesundheitlich sinnvoll oder Kosmetik ist – nicht nur bei Zähnen, sondern vielleicht bald auch bei Nasenknorpeln. Wollen wir die möglichen Kostenvorteile nützen, muss der Einsatz genau geregelt sein bevor wir einfach drauflos drucken, weil es leicht geht. Schließlich sollten die Erwartungen an die neue Technik realistisch sein. Übertriebenen Vorhersagen sollten wir skeptisch begegnen, ohne gleich die Entwicklung abzudrehen, wenn sich ein Vorhaben als schwierig erweist.“

Unklar ist noch, was mit den gesammelten Daten geschieht, wer in Zukunft darauf Zugriff haben und wie die Sicherheit gewährleistet werden soll:

„Der Zugang und das Recht auf geistiges Eigentum, der Datenschutz sowie die Überprüfung der Sicherheit dezentral ausgedruckter Teile sind entscheidende Herausforderungen für die Zukunft“, so Torgersen.

Hier gibt es das ITA-Dossier zum Downloaden: 3D-Druck in der Medizin:

ITA-Dossier Nr. 39

 

Bildrechte: vitatanden.se

Von: Thomas Bayer