Topographie der Shoah in Währing - Orte, Häuser, Schicksale

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1892 wurden die Vororte Währing, Weinhaus, Gersthof, Plötzleinsdorf sowie Teile von Neustift am Walde und Salmannsdorf eingemeindet und aus ihnen der neue Bezirk Währing gebildet. Zu dieser Zeit war Währing bereits ein beliebtes Wohngebiet, so manche BewohnerInnen der innerstädtischen Bezirke verbrachten in dieser grünen, noch ländlichen Gegend auch gerne die Sommerfrische. Zu den jüdischen Sommerfrischlern lange vor der Eingemeindung gehörte der Schriftsteller Salomon Mosenthal (1821-1877), der die heißen Monate gerne in Pötzleinsdorf verbrachte, wo er im sogenannten Preindl-Salettl des Pötzleinsdorfer Schlosses arbeitete. Auch nach der Eingemeindung gehörte Pötzleinsdorf weiter zu den elegantesten Wohngegenden Wiens.






Auf Initiative des bekannten Wiener Architekten Heinrich von Ferstl wurde 1872 der Cottageverein gegründet. Dieser erwarb preiswerte Gründe auf dem Gebiet der Schotter- und Sandgruben unterhalb der Türkenschanze, um hier bürgerliche Ein- und Zweifamilienhäuser mit Gärten, sogenannte Cottages, zu errichten. Der Verein verkaufte die Gründe ohne Profit an zukünftige Bauherren. Hausumfang und -höhe waren eingeschränkt, denn kein Gebäude sollte den Nachbarn Licht, Aussicht und Luft nehmen. Viele Villen waren dem englischen Cottage-Stil nachempfunden. Zunächst für Beamte, Lehrer und Offiziere gedacht, ließen sich im Cottage bald auch Künstler und Kulturschaffende, Ärzte, Rechtsanwälte sowie erfolgreiche Unternehmer und Geschäftsleute nieder und machten das Cottage zu einer der besten Wohngegenden Wiens. Unter den BewohnerInnen waren auch zahlreiche prominente Jüdinnen und Juden wie Arthur Schnitzler (1862-1931), der mit seiner Familie in der Sternwartestraße 71 wohnte, oder Theodor Herzl (1880-1904), dessen letzte Wohnadresse Haizingergasse 29 war. Jüdische Familien wohnten aber auch in den weniger eleganten Teilen Währings. Sie waren keineswegs alle wohlhabend und wohnten in Mietwohnungen in Zinshäusern ebenso wie in Gemeindebauten. Die jüdische Bevölkerung Währings war zwar vielfältig, aber mit 5.061 Personen im Jahr 1934 zahlenmäßig eher klein. Zum Vergleich: In der Leopoldstadt lebten 1934 fast zehnmal so viel Jüdinnen und Juden, nämlich 50.922.

 


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