Das Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften widmet sich der Beschreibung und Erklärung realer Sachverhalte im Gebirgsraum. Dies betrifft natur- und sozialräumliche Strukturen und Prozesse in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sind die nachhaltige Entwicklung, die Globalisierung und der Klimawandel sowie entsprechende Adaptions- und Lenkungsmaßnahmen.
Gebirge sind in allen Klimazonen der Erde, von den Tropen bis in die Polarregionen, vertreten. Infolge ihrer ausgeprägten Topographie und der komprimierten Klimaabfolge entlang des Höhengradienten treten viele globale Phänomene besonders gut beobachtbar zutage. Die Alpen als das am besten erforschte Gebirge der Erde haben durch die große Datendichte und die lange Forschungsgeschichte, an der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften wesentlich beteiligt war, eine Sonderstellung in der Grundlagenforschung. Das in den Alpen erarbeitete Prozesswissen wird zur Erstellung von Modellen für andere Gebirgsregionen und regional vergleichende globale Untersuchungen benötigt.
Das IGF setzt in seiner Forschungsarbeit eine besonders breite Palette von Methoden vieler verschiedener Disziplinen ein und entwickelt diese weiter. Fernerkundungsverfahren und statistische Regionalanalyse können flächenhafte raum-zeitliche Daten für die Analyse und das Monitoring von relevanten Prozessen einsetzen. Das Monitoring biotischer Veränderungen alpiner Ökosysteme und ihrer Biodiversität wird an zahlreichen Beobachtungsstationen im Rahmen des GLORIA Netzwerks durchgeführt. Für abiotisch-physische, insbesondere klimabezogene, Veränderungen kommen glaziologische, hydrologische und geophysikalische Methoden zur Anwendung. Die sozialwissenschaftlichen Standardmethoden werden mithilfe der ‚digital humanities‘ erweitert, beispielsweise anhand von Datenbanken zur Abbildung von Ökosystemleistungen. Wesentliches Ergebnis dieser Langzeitvorhaben sind Datensätze, die in Datenbanken und interaktiven WebGIS-Anwendungen veröffentlicht sind. Damit werden hypothesengeleitete empirische Evidenzen zu Prozessmodellen und in weiterer Folge bis hin zu numerischen Modellen und sozialwissenschaftlichen Theorien verdichtet.
Ein besonderer Schwerpunkt des Institutes ist es, als Mitglied verschiedener internationaler Netzwerkwerke, zum Teil in koordinierender Funktion, wie GLORIA, ISCAR, ISCAR-P, GTN-G, PECSRL, World Glacier Monitoring Service (WGMS) einen institutionellen Brückenkopf der österreichischen Gebirgsforschung zur internationalen Gebirgsforschung zu bilden.
Parallel zu innovativen Ansätzen in der Grundlagenforschung werden am IGF der ÖAW auch langfristige Forschungsvorhaben sowohl im Bereich der Klimafolgenforschung als auch der Sozialwissenschaften betreut. Andere staatliche Forschungseinrichtungen oder Universitäten können diese Funktion nur eingeschränkt wahrnehmen. Damit füllt das IGF eine Forschungslücke, insbesondere in der interdisziplinären Erfassung zukunftsweisender Forschungsfragen, die für die Planung von Adaptionsmaßnahmen in Gebirgsräumen unabdingbar sind.