16.09.2017

Feldforschung im nördlichen Apennin, Teil 2

Andreas Haller

Im August fand die zweite Feldbegehung zum "Kulturlandschaftswandel im nördlichen Apennin" statt. Das am IGF durchgeführte, explorative Forschungsprojekt wird von der Stiftung der Familie Philip Politzer finanziell unterstützt.

Im Nationalpark Foreste Casentinesi, genauer gesagt im Gebiet der Gemeinden Portico e San Benedetto und San Godenzo, wurden diesmal aufgelassene Einzelsiedlungen und Wirtschaftsflächen dokumentiert. Dabei handelt es sich um  sogenannte „poderi“ – kleine landwirtschaftliche Betriebe, die bis zum Zweiten Weltkrieg als Teil sogenannter Mezzadria- oder Halbpachtsysteme bewirtschaftet wurden. Seit den 1950er Jahren wurden diese Betriebe nach und nach aufgegeben. Heute sind verlassene Siedlungen und die diese umgebenden, verbuschten Fluren die letzten Zeugen einer vergangenen Zeit. Seit der Jahrtausendwende finden diese kulturlandschaftlichen Elemente wieder vermehrt Beachtung und die Nationalparkverwaltung unternimmt Anstrengungen, um die verlassenen „pascoli“ zumindest teilweise wieder beweiden zu lassen. Dabei kommen nicht, wie dies früher der Fall war, Schafe zum Einsatz, sondern es wird verstärkt auf regionale, fleischbetonte Rinderrassen wie Chianina oder Romagnola gesetzt. An die Stelle einer "absteigenden"

Wanderweidewirtschaft (transumanza discendente) rückt nun eine stationäre Weidewirtschaft. Außerdem wird angedacht, Gebäude ausgewählter verlassener „poderi“ zu renovieren und diese Zeugen der Agrarlandschaftsgenese des nördlichen Apennin für künftige Generationen zu bewahren.

Die Geisteshaltung, die diesem jüngsten Kulturlandschaftswandel zugrunde liegt, wird in einem demnächst erscheinenden Fachbeitrag in der Zeitschrift „Landscape Research“ ergründet.

www.parcoforestecasentinesi.it

www.tandfonline.com/loi/clar20