Medizingeschichte

* 22. Mai 1911, Hartberg, Steiermark
† 17. November 1986, Innsbruck, Tirol

1965  Wahl zum Korrespondierenden Mitglied im Inland der ÖAW
1973  Wahl zum Ehrenmitglied der ÖAW

 

Werdegang / Career:

  • 1931 Matura am Akademischen Gymnasium in Graz
  • 1931 Beginn des Studiums der Medizin in Innsbruck
  • 1932 Fortsetzung des Studiums der Medizin in Wien
  • 1936 Promotion zur Dr. med. univ. in Wien
  • Ausbildung in der Pädiatrie, Universität Wien
  • 1937 Volontärärztin an der Universitätskinderklinik in Innsbruck
  • 1938 Hilfsärztin an der medizinischen Klinik der Universität Innsbruck
  • 1938 Nichtzuerkennung einer Assistenzstelle mangels nationalsozialistischer Qualifikation
  • 1939 Eheschließung mit dem Altphilologen Albin Lesky
  • 1940–1945 Leitung des Mutter- und Kinderheims der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) in Igls, Tirol
  • 1946 Ablehnung der Anerkennung als Fachärztin für Kinderheilkunde durch die Ärztekammer Tirol aufgrund fehlender Fachausbildung an einer Kinderklinik
  • 1947 Zulassung zur Ausübung des Arztberufes durch die gemäß Verbotsgesetz 1947 gebildete Kommission 
  • 1949 Übersiedlung nach Wien
  • 1951 Beginn des Studiums der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien
  • 1956 Promotion zur Dr. phil. mit der Dissertation „Staat und Heilkunde im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus“
  • 1957 Habilitation für Geschichte der Medizin (Habilitationsschrift: „Die Zeugungs- und Vererbungslehre in der Antike und ihr Nachwirken“)
  • 1960 Lehrauftrag für Geschichte der Medizin an der Wiener Medizinischen Fakultät; Betrauung mit der Leitung des Instituts für Geschichte der Medizin
  • 1962 Außerordentliche Universitäts-Professorin für Geschichte der Medizin
  • 1966 Ordentliche Universitäts-Professorin für Geschichte der Medizin
  • 1979 Emeritierung

Forschung / Research:

In ihrem Lebens- und Bildungsweg verbindet Erna Lesky in idealer Weise die natur- und geisteswissenschaftlichen Richtungen in der Medizin. Publikationen in ihrer Frühzeit behandeln vor allem Probleme der antiken Medizin. Später treten Aspekte der Wiener Medizingeschichte unter besonderer Berücksichtigung des 19. Jahrhunderts mit seinem großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Medizin immer mehr in den Vordergrund. Biographien prominenter Vertreter der Wiener Medizinischen Schule (Johann Peter Frank, Franz Joseph Gall, Carl von Rokitansky, Clemens von Pirquet, Leopold von Auenbrugger, Theodor Billroth, Ignaz Philipp Semmelweis) beleuchten den intellektuellen Hintergrund. Diese Studien finden ihren Höhepunkt in der 1965 der Alma Mater Rudolphina anlässlich ihres 600-jährigen Bestehens gewidmeten Publikation „Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert“. Sie enthält Abhandlungen über medizinische Erkenntnisfragen, über didaktische, organisatorische und soziale Probleme, über biographische Details sowie über Beziehungen der Medizin zum damaligen kulturellen und politischen Umfeld. Weitere Monographien betreffen arbeitsmedizinische Aspekte im 18. Jahrhundert am Beispiel des Quecksilberbergbaus sowie das österreichische Gesundheitswesen im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. Leskys Forschungsergebnisse haben in zahlreichen Veröffentlichungen ihren Niederschlag gefunden und zur internationalen Reputation der österreichischen Medizin wesentlich beigetragen.

Neben ihren wissenschaftlichen Leistungen sind Erna Leskys große Verdienste um folgende Errungenschaften zu würdigen: die Generalsanierung des historischen Institutsgebäudes (Josephinum), das dem Fach einen würdigen Rahmen verleiht, und die Katalogisierung, Renovierung und Erschließung der zum Teil historischen Bibliotheksbestände, der Archive und der umfangreichen Sammlungen. Erna Lesky ist es mit großer Tatkraft gelungen, ihr Institut zu einem modern organisierten Zentrum medizinhistorischer Forschung zu entwickeln, einem „internationalen Wallfahrtsort aller medizinhistorisch Interessierten“, wie es der Züricher Medizinhistoriker Erwin Ackerknecht ausdrückte.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften / Awards and Memberships:

Zahlreiche Ehrungen, von denen hier nur einige angeführt werden können, sind Ausdruck der Anerkennung der wissenschaftlichen und administrativen Leistungen von Erna Lesky:

  • Internationale Akademie für Geschichte der Medizin (Mitglied 1963; Generalsekretärin 1971–1973)
  • Esculape d’Or de la Société internationale d’histoire de la médecine 1970
  • Karl-Sudhoff-Plakette der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik 1976
  • Ehrendoktorat der Universität Zürich (1978) 
  • Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (Mitglied 1964, Senatorin 1970, Cothenius-Medaille 1983)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (korrespondierendes Mitglied im Inland 1965; Ehrenmitglied 1973)
  • William Henry Welch-Medal of the American Association for the History of Medicine 1981

Quellen:

  • Erna Lesky: Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert, Böhlau, 1965
  • Helmut Wyklicky: In memoriam Erna Lesky. In: Wiener Klinische Wochenschrift 99: 27 (1987)
  • Felicitas Seebacher: Erna Lesky, „Herrin“ der Sammlungen des Josephinums. Wissensproduktion und Wissensrepräsentation im Zentrum der Geschichte der „Wiener Medizin“, in: Johannes Seidl u. Ingrid Kästner (Hgg.): Tauschen und Schenken. Wissenschaftliche Sammlungen als Resultat europäischer Zusammenarbeit. Düren 2020 (= Europäische Wissenschaftsbeziehungen. 20.), S. 107-130.
  • Franz Seitelberger: Nachruf, Almanach 1987, S. 381-385