Technologie & Altern I: eine TA von Hausnotruf und Wohnraumanpassung

Der zunehmende Anteil älterer und auch hilfs- und pflegebedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft ist der Anlaß, über eine "altersgerechte" Wohnraum- und Lebensgestaltung nachzudenken.

Welche Technologien einen unterstützenden Beitrag zur Erleichterung selbständiger Lebensführung leisten und welche Isolation und Desintegration fördern, war die Aufgabe einer in die europäische Forschungskooperation COST A5 (Ageing and Technology) eingebundenen Studie. In der ersten (2-jährigen Phase, 1991-93) wurde der Hausnotruf und technische Hilfsmittel zur Wohnungsanpassung einer TA unterzogen. Im Zentrum der Studien standen weniger die technischen Aspekte der Technologien als die sozio-ökonomischen (Verbreitung, Nutzung, Kosten) und organisatorischen Aspekte deren Verwendung:

Es zeigen die Erfahrungen mit dem Hausnotruf wie mit der Wohnraumanpassung, daß sie tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zu einer Verlängerung der unabhängigen Lebensführung auch in hohem Alter und auch mit körperlichen Beeinträchtigungen leisten können und einen Übersiedlung in ein Heim durchaus verhindern, zumindest aber verzögern können:

Das Hausnotruf-System, in skandinavischen Staaten bereits weiter verbreitet, gibt alten, alleinlebenden Menschen die Sicherheit, bei Unfällen in der Wohnung nicht unentdeckt zu bleiben. Mittels Knopfdruck kann in Notsituationen über Telefon Hilfe herbeigerufen werden. Erfahrungen über die Anwendung dieser Technologie zeigen, daß alte Menschen den "Haus-Notruf" nicht nur für Sicherheitsfälle nützen, sondern auch dazu, um mit Menschen in Kontakt zu treten. So hat sich dieses nicht kostspielige "Alarm-System" auch eine integrative Funktion. Derzeit werden in Österreich 15 und in Deutschland ca. 203 Notrufzentralen, großteils von nicht-profit orientierten Institutionen (Rotes Kreuz, Arbeiter Samariterbund etc.) betrieben. In Österreich besitzen ungefähr 2600 SeniorInnen – d.h. 0,2% aller über 65-jährigen – einen Hausnotrufs, ein im Vergleich mit anderen Ländern (Schweden: 3,6%) eher geringer Prozentsatz. Die geringe Bekanntheit sowie die Kosten (Installation und Miete), aber auch die Notwendigkeit eines Einzel-Telefonanschlusses sind die primären Hindernisse für eine weitere Verbreitung.

Bei Überlegungen zu einer altengerechten Wohnraumanpassung – d.h. die Beseitigung von Gefahrenquellen sowie die Verbesserung der Raumnutzung wie Ausstattung – zeigt sich, daß es vielfältige Möglichkeiten gibt, die Wohnung mit verhältnismäßig geringen Mitteln den veränderten Bedürfnissen und körperlichen Beeinträchtigungen anzupassen: Die Kostenaufstellung verschiedener deutscher Beratungsstellen weisen aus, daß 50-60% der Fälle bis 1.000.-DM, nur 5% über 5.000.-DM kosten. Ältere Menschen entscheiden sich zumeist aber sehr spät sich für Veränderungen. Ein Grund dafür ist, daß das Angebot der Beratung an Institutionen der Behindertenbetreuung und/oder an Sozialreferaten der Gemeinden stattfindet. Die Namen dieser Institutionen, etwa "Landesinvalidenamt", suggerieren, daß eine manifeste körperliche Behinderung Voraussetzung für eine derartige Beratung ist.

Diese Probleme im Zugang zur Beratung und dem Image erkennend und mit dem Ziel die präventiven Möglichkeiten der Wohnraumanpassung (Lebenserleichterung, Unfallvermeidung etc.) zu stärken, begannen in Deutschland verschiedene Institutionen die Dienstleistung "Beratung zur Wohnraumanpassung für ältere Menschen" unabhängig, bzw. durch die Verbraucher-Zentralen anzubieten. Die Entkopplung der Assoziation von Beratung zu Fragen der Wohnraumanpassung und sozialer Bedürftigkeit und/oder körperlicher Behinderung soll damit erreicht werden.

In der 1996 begonnenen zweiten (1-jährigen) Phase stehen Technologien, die die Einbindung älterer Menschen in ihre Nachbarschaft unterstützen, zur Debatte.

Laufzeit

12/1990 - 12/1993