Österreichische Studienstiftung
Botschafterin Eva Schitter:
„Die akademische Welt eröffnen“
Eva Schitter hat Molekulare Biotechnologie mit dem Schwerpunkt Bioinformatik an der Universität Heidelberg und in Harvard in den USA studiert. Das war auch dank der Unterstützung der Studienstiftung des deutschen Volkes möglich, in die sie zu Beginn ihres Studiums aufgenommen wurde. Derzeit erforscht sie an der Uni-Klinik in Heidelberg, wie die Analyse großer Datenmengen dazu beitragen kann, die Medizin zu personalisieren.
Wir möchten herausfinden, wieso manche Patient/innen auf Medikamente reagieren und andere nicht.
Woran arbeiten Sie als Bioinformatikerin derzeit konkret?
Ich versuche, auf Basis medizinischer Daten ein statistisches Modell für Einflussfaktoren zu berechnen, die das Ansprechen von Patient/innen mit chronischer lymphatischer Leukämie auf Medikamente verändern. Dabei verarbeiten wir riesige Datenmengen. Bei den Studien, auf die wir zurückgreifen, werden üblicherweise die DNA und RNA von Patient/innen sequenziert und weitere klinisch relevante Daten gesammelt. Dann wird im Labor geprüft, wie sich das Zusammenwirken der unterschiedlichen Veränderungen auf die Wirksamkeit von Medikamenten auswirkt.
Was ist das Ziel ihrer Arbeit?
Wir möchten mit einem Modell herausfinden, wieso manche Patient/innen auf Medikamente reagieren und andere nicht.
Es geht also in Richtung personalisierte Medizin. Der Begriff scheint derzeit in aller Munde zu sein.
Ja, es ist ein bisschen ein Buzzword geworden. Aber das Potenzial ist groß. Das Ziel ist, dass wir irgendwann im Labor Tests machen können und dann voraussagen, ob ein Medikament wirksam sein wird oder nicht. Teils kann diese Voraussage auch durch Modelle getroffen werden, die Ärzt/innen helfen genauere Therapieentscheidungen zu treffen.
Ist das schon möglich?
Im großen Stil ist das noch nicht möglich. Aber wir vergleichen die Ergebnisse unserer Systeme schon mit den Empfehlungen, die Ärzte im klinischen Alltag machen, um zu sehen, wie gut diese schon übereinstimmen.
Sie sind auch Mitglied der Studienstiftung des deutschen Volkes. Wie kam es dazu?
Mein Studiendekan in Heidelberg hat mich der Studienstiftung vorgeschlagen. Nach dem erfolgreichen Auswahlverfahren durfte ich auch als Österreicherin Mitglied werden.
Die Stiftung hat mitgeholfen, mir die akademische Welt zu öffnen.
Wie hat die Stiftung beim Studium geholfen?
Ich komme aus einem Nicht-Akademikerhaushalt. Die Stiftung hat mitgeholfen, mir die akademische Welt zu öffnen. Ich konnte in einem interdisziplinären Umfeld diskutieren und Fragen stellen, die Dinge auf offene und positive Weise hinterfragen und mich mit Themen beschäftigen, die im Studienalltag sonst nicht vorgekommen wären.
Welche Erfahrungen sind besonders in Erinnerung geblieben?
Ich war mehrmals Teilnehmerin von Akademien, die sich eine Woche lang einem bestimmten Thema widmen. Da habe ich Informationen gewonnen, die es auf der Universität sonst nicht gab. Mein Freundeskreis außerhalb meines eigenen Fachbereichs besteht auch heute noch großteils aus anderen Mitgliedern der Studienstiftung. Zudem wurde auch mein Forschungsaufenthalt in Harvard durch die Stiftung finanziell unterstützt.
Warum braucht auch Österreich eine Studienstiftung?
Weil die Förderung von Talenten unabhängig von deren Herkunft, politischer und religiöser Ausrichtung von großer Bedeutung ist.
Was sind die ersten Ziele für die heimische Stiftung?
Wir wollen zum Beispiel Betreuungsdozent/innen nutzen, um die Barrieren zwischen Studierenden und Lehrenden abzubauen. Dann soll es auch Seminare und Akademien geben. Im Zentrum steht dabei immer: die Förderung von jungen Menschen.