Fr, 11. November 2022 | Kategorie Porträt

Anton Nather - Lebensweisheiten to go

Anton Nather, 19, aus Wien studiert Software Engineering an der TU Wien. An den Studienstiftungsgesprächen schätzt er, dass sie sehr offen und persönlich sind. Top-Player aus unterschiedlichen Bereichen erzählen von Highlights, aber auch Niederlagen ihrer Karriere.

Wie oft hat man als Student:in oder Schüler:in schon die Möglichkeit, Entscheidungsträger:innen in Spitzenpositionen Fragen zu stellen und mit ihnen über relevante Themen zu diskutieren? Die Antwort für Studienstiftler:innen der ÖAW ist tatsächlich: alle vier Wochen. So lange dauert es durchschnittlich von einem Studienstiftungsgespräch bis zum nächsten, bei dem man sich mit Top-Playern aus der Politik, Diplomatie, Wissenschaft, Kunst, Industrie, Wirtschaft, dem Finanzwesen, Sozialwesen und Journalismus in Format eines Kamingesprächs austauschen kann. Durch den intimen Rahmen sprechen die eingeladenen Personen viel offener über ihr Fachgebiet als in Interviews mit Medien. Sie erzählen auch persönliche Gedanken, bei denen man auch ihre menschliche Seite kennenlernt.

Eigentlich sind mir alle Gespräche lange nicht aus dem Kopf gegangen. Ich habe viele Lebensweisheiten mitgenommen. So habe ich zum Beispiel von der Journalistin Anneliese Rohrer vermittelt bekommen, dass Aufrichtigkeit das wichtigste Prinzip für das Leben eines Menschen ist. Ich habe gelernt, warum es kein größeres Pharmazieunternehmen gibt, das sein Geschäft nur in Europa betreibt, warum die Abneigung gegenüber der Demokratie über die letzten Jahrzehnte gewachsen ist, und warum der nächste große Sprung in der theoretischen Physik eine Form der Wissenschaft braucht, die vollkommen im Widerspruch zur gängigen Methodik steht.  

Allen, die darüber nachdenken, bei einem Studienstiftungsgespräch teilzunehmen, kann ich empfehlen: Versucht etwas über die Person zu recherchieren, die ihr trefft. Je tiefer man sich mit deren Arbeit und Lebensweg auseinandersetzt, desto mehr findet man Fragen, die einen wirklich interessieren. Die Interviewten schätzen es auch sehr, wenn sie merken, dass man sich mit ihnen auseinandergesetzt hat.  

Das Beste an den Studienstiftungsgesprächen ist: Sie finden auf Augenhöhe statt. Aber es herrscht ohnehin eine sehr offene, entspannte Atmosphäre. Ein besseres Setting, um Fragen zu stellen, gibt es wahrscheinlich nicht. Ich möchte auch immer wissen, was erfolgreichen Menschen aus ihrer Karriere in Erinnerung geblieben ist. Höhepunkte und Niederlagen. Was es heißt es, in der Wirtschaft zu sein und 500 Angestellte entlassen zu müssen?