Fr, 14. Oktober 2022 | Kategorie Blog

International

Wie man Facebook die Daumenschrauben anziehen und gleichzeitig die Grundrechte aller Beteiligten wahren kann – u.a. daran tüftelten die Teilnehmenden der Sommerakademie in Leysin. Über zehn spannende Tage in den Schweizer Alpen.

Text: Michael Weilch | Fotos: Johanna Hiermeier, Anna Wartewig, Ella Wietheger

Seit dem Sommer 2022 können die Geförderten der Studienstiftung auch an Seminaren der Studienstiftung des deutschen Volkes (SdV) teilnehmen. Das müsse man sofort ausprobieren, dachte ich mir! Ich hatte Glück und wurde auch gleich genommen, daher ging es für mich im August für zehn Tage in das beschauliche Bergdörfchen Leysin in der französischsprachigen Schweiz, wo wir zum Thema „Grundrechtsschutz gegen Unternehmen“ arbeiten wollten.

Und wie würdet ihr das Grundgesetz ändern wollen?

Ich war in einer von neun „Arbeitsgruppen“, jede beschäftigte sich dabei mit einem eigenen Thema. Deshalb konnte ich am Frühstückstisch nicht nur viel über Grundrechte reden, sondern ebenso einen deutschen Militär über den Ukraine-Krieg ausfragen und mit einer Medienwissenschaftlerin über die Wirkung von Bildern sprechen. Insgesamt waren bei dieser Akademie ungefähr 160 Stipendiatinnen und Stipendiaten anwesend – zehn Geförderte aus Österreich inklusive!

In unserer Arbeitsgruppe widmeten wir dann jeden Vormittag dem Thema der Grundrechtsbindung. Zuerst galt es natürlich, einige Grundlagen zu festigen, dann ging es um konkretere Beispiele. Wo kann es Probleme geben, wenn Private staatsähnliche Funktionen bzw. Machtkonzentrationen aufweisen? Wie kann dem momentan, wie in Zukunft begegnet werden, wenn wir z. B. die Versammlungsfreiheit gefährdet sehen? Am Schluss schrieben wir einen Enquête-Bericht und schlugen auch eine mögliche Änderung des deutschen Grundgesetzes vor, um Facebook und Co bändigen zu können. Gerade diese selbständige Arbeit war ungemein spannend, weil man ansonsten nie in der Position ist, auf einmal selbst eine mögliche (Verfassungs-)Gesetzesänderung vorzuschlagen. Und wer hätte es gedacht, so einfach ist das wirklich nicht…

Abseits des Fachlichen war allerdings auch eine ganze Menge los, schließlich hatten wir den gesamten Nachmittag zur freien Verfügung. Bergwanderungen in der nahen Umgebung boten sich hier an, vonseiten der Geförderten wurde aber auch vieles mehr angeboten. Yogastunden bei Sonnenaufgang, Tanzstunden am Abend, Kickerturniere, etc. Am letzten Abend stellte dann zudem jede Arbeitsgruppe nochmals ihre Ergebnisse auf humoristische Art und Weise dar.

Digital Services Acts besser verstehen

Was nehme ich also in aller Kürze von dieser Akademie mit? Einerseits eine sehr geschärfte Wahrnehmung für gewisse Grundrechtsproblematiken, die mir jetzt auch helfen, aktuelle Entscheidungen wie die Verabschiedung des Digital Services Acts besser zu verstehen. Andererseits die Erinnerung an eine abenteuerliche Nachtwanderung und die Aussicht auf den Mont Blanc, wenn das erste Sonnenlicht auf seinen Gipfel fällt und ihn hellrosa färbt.

Oh, und nachdem mir eine deutsche Stipendiatin ein tolles Projekt aus meinem Fachbereich vorgestellt hat, weiß ich jetzt auch schon, wo ich den nächsten Sommer hoffentlich verbringe (in Den Haag…).

Meine Meinung zu den Seminaren der SdV: Bewerbt euch! Unbedingt! ;)