Do, 11. August 2022 | Kategorie Blog

Keine Angst vor Fehlern

Es war ein spannender Nachmittag im Kunsthistorischen Museum Wien: Generaldirektorin Dr. Sabine Haag gab Einblicke in ihren persönlichen Werdegang und erzählte sehr lebendig von ihren beruflichen Erfahrungen.

Text: Myrjam Raich. Myrjam studiert in ihrer Heimatstadt Innsbruck Kunstgechichte.

Am Nachmittag des 21. Juni trafen meine Kolleg/innen und ich im Kunsthistorischen Museum (KHM) zu einem Austausch mit Dr. Sabine Haag zusammen. Mit ihrer aufgeschlossenen und humorvollen Art plauderte sie über ihr Kunstgeschichte- und Amerikanistik-/Anglistikstudium in Innsbruck und Wien sowie ihren Auslandsaufenthalt in den USA. Als besonderer Glücksfall erwies sich damals ein Kontakt zum KHM, wo sie durch einen Zufall bei der Digitalisierung mithelfen konnte: „Ich wusste gar nicht, wie man einen Computer verwendet. Aber ich habe mir gedacht, ich mache das einfach!“ Ihr Rat an die Studierenden: „Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten. Und keine Angst vor Fehlern! Ein Fehler ist nichts, wofür man sich schämen müsste – dann macht man es das nächste Mal eben anders.“

Offen und flexibel bleiben.

Dr. Sabine Haag berichtete auch über ihre „schlechte Entscheidung“, das breitgefächerte Studienangebot nicht zur Gänze wahrzunehmen. „Ich hätte auf jeden Fall ein paar Kurse Betriebswirtschaft oder Management besuchen sollen. Allerdings kann man alles, was man nachträglich braucht, auch zu einem späteren Zeitpunkt noch lernen.“ Vor ihrem Antritt als Generaldirektorin des KHM stand sie vor einer heute noch immer typisch weiblichen Herausforderung: „Lässt sich meine Karriere mit der Familie überhaupt vereinen?“ Heute kann sie ein klares „Ja!“ als Antwort geben: „Lasst euch von niemandem sagen, dass das nicht geht. Und euer Leben hört auch nicht mit 50 Jahren auf – ihr könnt jederzeit neue Richtungen einschlagen“, ermunterte sie die anwesenden Studienstiftler/innen, stets neugierig auf Neues zu bleiben. Wichtig sei es auch, als Frau ganz besonders auf seine Rechte zu schauen. So setzt sie sich selbst im KHM dafür ein, dass jede/r für die gleiche Arbeit gleich bezahlt wird. Die Mehrheit des KHM-Personals ist übrigens weiblich!

Kunst ist für alle da.

Eine omnipräsente Frage der Kunstwelt beschäftigte auch die anwesenden Studienstiftler/innen: „Dürfen wir Kunst aus anderen Kulturen ausstellen – oder braucht es dazu eigene Museen, die von Personen aus diesen Kulturen geleitet werden? Wie sieht es mit der Restitution von gestohlener Kunst aus?“ „Kunst ist für alle da“, erläuterte Dr. Sabine Haag. „Der kulturelle Austausch und andere (kulturelle) Perspektiven auf Kunst sind sehr wichtig. Was wem gehört und ob ein Kunstwerk überhaupt zu einem Rückgabetransport geeignet ist, wird von unabhängigen Gutachter/innen festgestellt.“ Letztendlich sei es aber die Entscheidung des Staates, ob Kunstwerke zurückgegeben werden.

Das gemeinsame Treffen endete mit einer interessanten Führung durch das KHM. Fazit dieses bereichernden Studienstiftungsgesprächs: Frau Dr. Haag konnte uns als inspirierende Persönlichkeit sowohl fachliches Wissen als auch viele persönliche Ratschläge vermitteln. Ein Nachmittag, den man definitiv nicht vergessen wird!

Text: Myrjam Raich | Fotos:  Angela Balder, ÖAW