Das Projekt „Blitze auf Planeten mit Schwerpunkt auf Saturn“ hat zu neuen Erkenntnissen über den großen weißen Fleck (engl. Great White Spot = GWS) geführt, einem riesigen Gewittersturm, der in der Nordhemisphäre des Saturn von Dezember 2010 bis August 2011 tobte. Ebenso erforschten wir die kleineren Gewitterstürme auf der Südhemisphäre, die von 2007 bis 2010 stattfanden, in den Jahren um die Saturn Tagundnachtgleiche (August 2009). Unsere ständige Beobachtung der Saturnblitze, die vom RPWS (engl. Radio and Plasma Wave Science) Instrument an Bord der Raumsonde Cassini gemessen werden, hat nur geringe, sporadische Blitzaktivität ergeben, und zwar im April und Juli 2012 und von Juli bis Oktober 2013, und danach nichts mehr. Saturnblitze emittieren Radiowellen, die sogar mit großen Radioteleskopen auf der Erde entdeckt wurden, weil sie ca. 10.000 mal stärker als Erdblitze sind. Der GWS hatte eine Ausdehnung von 10.000 km in der Breite und entwickelte einen nach Osten gerichteten Wolkenschweif der schließlich den ganzen Saturn umrundete. Ausbruch, Verlauf und Verschwinden des Sturms wurden durch Vergleich von Fotos mit der Blitzrate erforscht. Die Kollision eines großen antizyklonischen Wirbels, der sich im Schweif gebildet hatte, mit der sog. Kopfregion des Sturmes hatte zu einem starken Rückgang der Blitzaktivität geführt, die nur mit Unterbrechungen weiterging und schließlich 2 Monate später endete. Die meiste Blitzaktivität fand in der Kopfregion statt, jedoch zeigten sowohl die RPWS Daten als auch die erstmalige Detektion von optischem Blitzlicht auf der Tagseite von Saturn, dass es weitere Gewitterzellen auch im Schweif des Sturmes gab. Wir entdeckten, dass die Rotationsrate von Saturn-Kilometerstrahlung (SKR) während des Auftreten des GWS um ~0.5% langsamer war und publizierten die umstrittene Theorie, dass die Rotationrate in der Tat vom GWS beeinflusst wurde. Die SKR wird von rotierenden Stromsystemen erzeugt, die in der Thermosphäre der Aurora verankert sind. Der vorgeschlagene Mechanismus funktioniert über Schwerewellen, die vom GWS erzeugt werden und planetenweite Änderungen der Winde in der Thermosphäre verursachen, die wiederum die Rotationsrate des Stromsystems bestimmen. In einer statistischen Analyse der Blitze von den kleineren Stürmen (Durchmesser ~2000 km) aus der sog. „Sturmallee“ bei 35°Süd bestimmten wir Intensität, Polarisation, und Rate der Blitze, wobei letztere in Bezug auf die Distanz von Cassini zu Saturn und die RPWS-Einstellungen normalisiert wurde. Wegen der schnellen Rotation von Saturn in Bezug auf Cassini treten die Blitze in Episoden auf, und wir ermittelten die Wiederholungsrate der Episoden (~10 h 40 min.) und deren Dauer (im Schnitt 5-6 h). Wir identifizierten Blitze in kurzen Episoden vor als auch nach den Hauptepisoden, die durch einen Ausbreitungseffekt der Radiowellen erklärt werden können, wo Blitze detektiert werden auch wenn sich der Sturm außerhalb des sichtbaren Horizonts befindet. Wir analysierten die Dynamik der Saturngewitter und fanden heraus, dass sie sich auch teilen können, ähnlich zu sog. Superzellen auf der Erde.