Wien 18., Währinger Gürtel 95-97


Im Februar 1942, als die Deportationen bereits voll im Gang waren, wurde ein neuer Ausbildungslehrgang für Krankenschwestern im Rothschildspital durchgeführt. Die Kursteilnehmerinnen hofften, durch ihre berufliche Qualifikation einen Schutz vor der Deportation zu erlangen. Zu ihnen gehörte Alma Klüger, geb. Hirschel (1903-2000), die Mutter der 1931 in Wien geborenen Schriftstellerin Ruth Klüger. Der scheinbare Schutz währte nicht lange. Im September 1942 wurden Alma und Ruth Klüger zusammen mit Katharina Klüger, Ruths Großmutter, nach Theresienstadt deportiert. In ihrer Autobiographie beschrieb Ruth ihren Alltag als Kind einer Krankenschwester im Rothschildspital vor der Deportation und die Ankunft in Theresienstadt:

„Sie [Alma Klüger] bekam eine Stelle im jüdischen Krankenhaus als Hilfsschwester und Krankengymnastin. Sie ging früh morgens fort, ich schlief mich aus und las im Bett, ging dann zum Spital hinüber, wo ich zu essen bekam und wo es eine schöne warme Dusche gab, und verbrachte den Rest des Tages lesend und einsam im Spitalsgarten. Wir sind aus Wien so ziemlich mit den letzten Juden verschickt worden, mit dem 'Spitaltransport', im September 1942. […] “  (Ruth Klüger, Weiterleben, S. 64f.)

Der „Spitaltransport“ fuhr nach Theresienstadt. Katharina Klüger verstarb dort am 19. November 1942, Ruth und Alma überlebten mehrere Konzentrations- und Arbeitslager. Nach ihrer Befreiung warteten sie ihre Auswanderung in die USA in Straubing (Bayern) ab. Bis 1951 lebte Ruth Klüger in New York, danach großteils in Kalifornien. Ihr Doktorat in Germanistik schloss sie an der Universität Berkeley im Jahr 1967 ab. Von 1976 bis 1994 unterrichtete sie an der University of California und an der Princeton University.

Ruth Klüger starb am 5. Oktober 2020 in Kalifornien. Zu den zahlreichen Ehrungen Klügers in Österreich gehören der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik (1997), der Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch (2001), der Wiener Frauenpreis in der Kategorie "Gedenkjahr 1938" (2008) und der Theodor-Kramer-Preis (2011).