Wien 18., Hasenauerstraße 59


Richard Beer-Hofmann wuchs in begüterten Verhältnissen in Brünn (Brno) und Wien auf. 1890 promovierte er in Jus, übte den Beruf jedoch nie aus, sondern lebte als Privatier und freischaffender Schriftsteller. 1891 stieß Beer-Hofmann zum Kreis Jung-Wien und machte sich bald einen Namen als Schriftsteller. In Arthur Schnitzler und Felix Salten fand er enge Freunde, die später wie er im Währinger Cottage lebten. 1898 heiratete er Pauline Anna Lissy, genannt Paula, die zum Judentum konvertierte. Das Paar hatte drei Kinder: Mirjam (1897), Naema (1898) und Gabriel (1901). Das 1897 verfasste „Schlaflied für Mirjam“ gehört zu Beer-Hofmanns bekanntesten Werken.
Beer-Hofmann verfasste eine Reihe von Dramen wie „Der Tod Georgs“ (1900), „Jaakobs Traum“ (1918), „Der junge David“ (1933) und „Vorspiel auf dem Theater zu König David“ (1936). Als er nach dem Ersten Weltkrieg und den Inflationsjahren Geld verdienen musste, arbeitete er als Regisseur und Dramaturg in Wien und Berlin, unter anderem für Max Reinhardt, der auch einige seiner Stücke auf die Bühne brachte.


Nach dem „Anschluss“ wurde Richard Beer-Hofmanns Vermögen „arisiert“. 1938 musste er seine 1906 von Josef Hoffmann errichtete Villa in der Hasenauerstraße 59 verlassen. 1939 erstand sie Dr. Kuno Grohmann zu einem sehr günstigen Preis. Die wertvollen Biedermeiermöbel hatte Beer-Hofmann größtenteils verkauft, um die Reichsfluchtsteuer bezahlen zu können. Ende September 1939 wollten er und seine Frau Paula in die USA ausreisen. Dies verhinderte ein erster Herzinfarkt Paulas.
Als sie einige Wochen später in die Schweiz flohen, erlitt Paula Beer-Hofmann in Zürich einen neuerlichen Herzinfarkt, sie starb am 30. Oktober 1939. Mitte November 1939 schiffte sich Beer-Hofmann in Genua ein. Einen Tag nach ihm erreichte Tochter Mirjam New York, wenig später folgte Naemah, sein Sohn Gabriel lebte als Schriftsteller in London und publizierte unter dem Pseudonym G.S. Marlowe.

In New York führte Beer-Hofmann sein Leben unter seiner Familie und österreichischen Freunden fort. Seinen Lebensunterhalt bestritt er zu einem erheblichen Teil vom Verkauf vom Rest seiner Biedermeiermöbel, die er mitnehmen hatte können. Ab 1940 arbeitete er vor allem an „Paula. Ein Fragment“, ein Erinnerungsbuch an seine geliebte Frau. Teile davon erschienen 1944 unter dem Titel „Herbstmorgen über Österreich“ in New York.

Obwohl Beer-Hofmann sich lebenslang mit dem Schicksal des jüdischen Volkes befasste und Zionist war, wollte er sich nicht öffentlich zu den politischen Ereignissen äußern. Er versuchte vielmehr, dem Leiden der Juden durch seine Werke Sinn zu verleihen. Er starb 1945 in New York.