Wien 18., Weimarer Straße 22/4


Jakob Ehrlich (1877-1938) stammte aus Bistritz (Bystřice pod Hostýnem) in Mähren. Nach der Matura kam er nach Wien, studierte Jus und engagiert sich in der nationaljüdisch-akademischen Verbindung Ivria. Sein Gerichtsjahr machte er in Salzburg, danach arbeitete er als Konzipient in Budweis (České Budějovice). Ab 1908 arbeitete er als Rechtsanwalt in Wien. Ehrlich war seit seiner Jugend Zionist. Von 1912 bis 1938 vertrat er die Zionisten im Kultusvorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Von 1919 bis 1923 war Ehrlich für die Jüdischnationale Partei (eigentlich zionistischer) Abgeordneter des Wiener Gemeinderats. In der Zwischenkriegszeit wurde Ehrlich weiters mehrfach zum Präsidenten des Zionistischen Landesverbandes für Österreich gewählt. Nach dem österreichischen Bürgerkrieg im Februar 1934 und der Etablierung des austrofaschistischen Regimes wurde Ehrlich zum Mitglied des 64köpfigen Rates der Stadt Wien ernannt. 1935 und 1937 hielt Jakob Ehrlich während der Budgetdebatte der Wiener Bürgerschaft zwei Reden „gegen die Zurücksetzung der Juden auf verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft“.

Kurz nach dem „Anschluss“ wurde Ehrlich verhaftet und mit dem ersten Transport, dem so genannten „Prominententransport“, {Prominenten} am 1. April nach Dachau deportiert. Er wurde am 17. Mai 1938 auf dem SS-Schießplatz in Prittlbach bei Dachau ermordet, seine Urne in Wien auf dem neuen jüdischen Teil des Zentralfriedhofs (4. Tor) beerdigt. Seine Witwe Irma, geborene Hutter, und sein Sohn Paul wanderten über Großbritannien in die USA aus. Ehemalige Wiener Zionisten gründeten in London eine Jacob Ehrlich Society und benannten in Tel Aviv eine B’nai B’rith Loge nach ihm.

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