Wien 18., Schrottenbachgasse 3


In Währing befindet sich einer von sechs jüdischen Friedhöfen Wiens. Er ist der zweitälteste jüdische Friedhof und wurde von 1784 und 1879 belegt. Danach fanden jüdische Bestattungen nur mehr in den israelitischen Abteilungen des neu errichteten Wiener Zentralfriedhofs (1. und 4. Tor) statt. Da die Totenruhe nach dem jüdischen Religionsgesetz heilig ist, bestehen jüdische Gräber auf „ewig“ und jüdische Gemeinden sind bemüht, den Bestand ihrer Friedhöfe und aller Gräber zu sichern.

Der Währinger Friedhof in der NS-Zeit


Daher war es für die jüdische Gemeinde ein schwerer Schlag, als die Stadt Wien am 8. Januar 1941 die Auflösung der jüdischen Friedhöfe beschloss und im Sommer dieses Jahres mit der Zerstörung der Gräber auf dem Währinger Friedhof begann. Um die sterblichen Überreste möglichst vieler Verstorbener zu retten, führte die Israelitische Kultusgemeinde zwischen 17. Juni und 29. Dezember 127 Umbettungen auf den Zentralfriedhof am 4. Tor durch, der nach wie vor nicht gefährdet war und noch belegt werden durfte. Im Jüdischen Nachrichtenblatt bot die Kultusgemeinde am 9. Juni 1941 auch Gemeindemitglieder an, verstorbene Angehörige vom Währinger Friedhof auf den Zentralfriedhof umzubetten, da jener durch behördlichen Auftrag aufgelöst werden sollte.

Der Währinger Friedhof in der Zweiten Republik


In der Nachkriegszeit gingen weitere Gräber durch Vernachlässigung des Währinger Friedhofs verloren. Von seinen ursprünglich 9.500 Gräbern sind heute noch 7.000 erhalten. Die Stadt Wien versuchte bis Mitte der 1950er Jahre, den Friedhof aufzulösen und in einen Park umzuwandeln, scheiterte jedoch am Widerstand der Israelitischen Kultusgemeinde. Auf jenem Teil, der für den Bau des Löschteichs zerstört wurde, steht heute ein Gemeindebau, der Arthur-Schnitzler-Hof.

Bild: Der Gemeindebau der Stadt Wien, der Arthur-Schnitzler Hof, erbaut 1959/60. Rechts davon der mit Bäumen bewachsene Währinger Friedhof, April 2020.

 

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