Wien 18., Staudgasse 7


Bei der Firma Goldscheider handelt es sich um eine bekannte Porzellanmanufaktur, die seit den 1890er Jahren international reüssierte, z.B. nahm sie 1893 an der Weltausstellung in Chicago teil. Ihren Erfolg konnte die Firma auch nach dem Ersten Weltkrieg fortsetzen. Das Sortiment umfasste neben Biedermeierfiguren Tiermodelle und Kleinplastiken, vom Jugendstil bis zur neuen Sachlichkeit. Am 5. Mai 1938 erhielt die Firma einen kommissarischen Leiter. Am 9. Mai 1938 verhaftete die Gestapo die Besitzer Walter Goldscheider (1879-1962) und seine Frau Lilly, geb. Kuschnitzky (1890-1951). Erst nach sechs Wochen, am 17. Juni 1938, wurden sie entlassen, um eine Firmenbilanz für die „Arisierung“ zu erstellen. Die Firma wurde als ein „erhaltungswürdiges Unternehmen“ eingestuft. Viele hochrangige Nationalsozialisten interessierten sich für die Firma. Den Zuschlag erhielt das Ehepaar Josef und Lilly Schuster aus München. Die österreichische Kontrollbank „arisierte“ die Firma Goldscheider schließlich für Josef Schuster. Neben der Fabrik in der Staudgasse 7, besaßen die Goldscheiders auch ein Haus im 19. Bezirk in der Gregor Mendelstraße 58. Bemühungen der unehelichen Tochter von Walter Goldscheider, Elisabeth Seifert, die „Arisierung“ zu verhindern bzw. einen Teil des Vermögens zu bekommen, scheiterten an Schuster und den NS-Behörden. Schuster verkaufte die Produkte der Firma aus geschäftlichen Erwägungen zunächst weiter unter dem Namen "Goldscheider", produzierte aber nach dem gängigen NS-Geschmack. Damit ruinierte er den Betrieb, so dass er 1944 die Produktion einstellen musste. Walter und Lilly Goldscheider konnten mit ihrem Sohn Erwin (1912-1984) im März 1939 in die USA flüchten und dort wieder einen Betrieb aufbauen.


Nach der Restitution ihres Wiener Vermögens kehrte die Familie 1949 für einige Jahre nach Wien zurück und versuchten den Betrieb wieder auf zu bauen. 1951 starb Lilly Goldscheider an Magenkrebs in Wien. Walter und Erwin Goldscheider kehrten wenig später in die USA zurück. 1953 übernahm die Firma Tönnieshof den Betrieb.

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