Umweltgerechte Produktion und Nachhaltige Entwicklung im Technology-Delphi Austria

In Österreich wurde 1996-1998 die Studie "Technologie-Delphi Austria" unter der Leitung des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung durchgeführt. Die Studie ist Teil des bisher größten zusammenhängenden Forschungsprogrammes bzgl. Technologievorschau des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr. Zielsetzung des Technologie-Delphi-Austria war – im Unterschied zu den meisten Delphi-Studien anderer Staaten, die die Identifikation von neu aufkommenden Technologielinien zum Ziel hatten – Österreichs Potentiale in ausgewählten zukunftsträchtigen Technologiefeldern zu ermitteln, sowie die wichtigsten Maßnahmen zur Realisierung der Potentiale zu identifizieren (bzgl. der Gesamtstudie "Technologie-Delphi Austria" siehe Arbeitsschwerpunkt "Grundlagen und Konzepte"). Von den sieben untersuchten Technologie-feldern ist eines "Umweltgerechte Produktion und Nachhaltigkeit".

Ergebnisse des Technologiefeldes "Umweltgerechte Produktion und Nachhaltigkeit"

Mit Hilfe einer nationalen Expertengruppe wurden im Technologiefeld "Umweltgerechte Produktion und Nach-haltigkeit" insgesamt 35 Innovationen identifiziert, bei denen Österreich hohe Chancen auf eine Themenführerschaft hinsichtlich F&E, wirtschaftlicher Verwertung und/oder organisatorisch-gesellschaftlicher Umsetzung aufweisen könnte. Diese Innovationen wurden den vier Themen "Umweltverträglichere Produktionsverfahren", "Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen", "Erneuerbare Energieträger" und "Dematerialisierung und Regionalisierung der Wirtschaft" zugeordnet, wobei zu jeden dieser Themen auch eine Liste von 17-21 potentiell wichtige Maßnahmen zur Realisierung der österreichischen Potentiale generiert wurden. Die anschließende Delphi-Befragung verlief wie bei anderen Delphi-Studien in zwei Runden, wobei (wie auch bei den anderen Technologiefeldern) erfreulich hohe Rücklauf-quoten (41,6% 1.Runde, 70,6% 2. Runde) erzielt werden konnten.

Eine detailierte Analyse der Befragungsergebnisse zeigt, daß Österreich vor allem in folgenden drei Bereichen über ein hohes Potential zur Erlangung internationaler Themenführerschaft verfügt. Bei Produktionsverfahren, bei denen Österreich bereits Stärken aufweist und aus Sicht des Umweltschutzes eine Ökologisierung äußerst wichtig und chancenreich ist. Hier sind hohe Potentiale sowohl hinsichtlich F&E als auch hinsichtlich wirtschaftlicher Verwertung gegeben. Durch die Befragung wurden diesbezüglich folgende vier Innovationen identifiziert: biologische Zellstofferzeugung, Hochvakuumbeschichtung von Metallen, Auflegieren und Härten von hochwertigen Werkzeugen und Maschinenteilen sowie faser- und teilchenverstärkte oder geschäumte Leichtmetalle für Kurzstreckenfahrzeuge.

Im zweiten Bereich, bei den Werkstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sind Österreichs Potentiale bezüglich F&E hoch und bezüglich wirtschaftlicher Verwertung und organisatorisch-gesellschaftlicher Umsetzung zumindest mittel. Beispiele aus der Delphi-Befragung sind: feste Biokunststoffe aus einjährigen Pflanzenfasern, kurzlebige Biokunststoffe aus Reststoffen und Bioschaumstoffe als Polystyrol- und Polyurethanersatz.

Der dritte Bereich betrifft die Errichtung von Zentren für nachhaltiges Wirtschaften. Hier sind Österreichs Potentiale vor allem bezüglich organisatorisch-gesellschaftlicher Umsetzung äußerst hoch, bezüglich wirtschaftlicher Verwertung immerhin bei folgenden vier Innovationen mittel: Etablierung von Reparatur- und Wiederverwendungsnetzwerken, Errichtung von regionalen Zerlegungs- und Wiederaufbereitungszentren, Aufbau von Netzwerken zur gemeinsamen Nutzung kapitalintensiver Technologien sowie Nutzung neuartiger Vertriebswege für Kleinbetriebe.

Bei den Maßnahmen zeigte sich, daß eine Stärkung der Kooperationen sowohl bei den "Umweltverträglicheren Produktionsverfahren" als auch bei den "Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen" und den "Erneuerbaren Energieträgern" höchste Priorität hat. Die Durchführung einer ökologischen Steuerreform erwies sich vor allem bei Innovationen aus den Bereichen "Dematerialisierung und Regionalisierung der Wirtschaft" und "Erneuerebare Energieträger" als besonders vordringlich. In diesen Bereichen erlangten gesellschafts- und bildungsbezogene Maßnahmen die höchste Relevanz.

Laufzeit

06/1996 - 12/1999

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