18.05.2017

„Ein herrlicher Thierkampf“ – Zu den Wiener Hetzen und Hetzzetteln im 18. Jahrhundert

David Krych (Wien), 18. Mai 2017, Bibliothek des IKM

Von der Frühen Neuzeit bis in das 19. Jahrhundert stellten inszenierte Tierkämpfe eine übliche und gleichermaßen beliebte theatrale Form im gesamten mitteleuropäischen Raum dar. So auch in Wien, wo solcherart Vorstellungen im „k. k. privilegierten Hetzamphitheater unter den Weißgerbern“, das von 1755 bis zum Brand am 1. September 1796 existierte, fast allwöchentlich dargeboten wurden. Die diskursive Dominanz einer Nationaltheatergeschichtsschreibung trug maßgeblich dazu bei, dass diese kulturelle Form aus dem wissenschaftlichen Kanon verbannt wurde. Der Vortrag zeichnet dabei eine Geschichte dieser eigentümlichen und bisher wissenschaftlich vernachlässigten theatralen Form nach.

Um eine differenzierten Darstellung der Hetzpraktiken zu gewährleisten, wird zunächst eine Analyse sowohl des institutionellen Umfelds, des diskursiven Kontextes, d. h. das unterschiedliche Verständnis von Theater im 18. Jahrhundert, also auch der Beziehung zu damals zeitgenössischen sowie historischen theatralen Formen. Die genealogische Struktur des Hetzamphitheaters und auch die Vielzahl an Theaterformen, die neben den Tierkämpfen dort vorgestellt wurden, verweisen dabei auf eine höfische Kultur sowie populärkulturelle Ausformungen.

Der weitere Blick richtet sich auf den Hetzzettel (Ankündigungszettel zu den Hetzveranstaltungen) vom 14. April 1793 unter dem Titel „Ein herrlicher Thierkampf“. Damit wird ein Einblick in einen Inszenierungskomplex gewährt, der von ökonomischen, ästhetischen und dramaturgischen Aspekten geprägt war. Die genaue Auseinandersetzung mit diesem und weiteren Hetzzetteln – insgesamt konnten bisher 104 Stück ausfindig gemacht werden – gibt auch eine neue Perspektive hinsichtlich dieses Dokumententypus. Die stilistischen und funktionalen Besonderheiten der Hetzzettel lassen vermuten, dass es sich hierbei um ein eigenständiges literarisches Genre gehandelt hat.

 

 

ORT:
BIBLIOTHEK DES IKM

Postgasse 7/4/3, 1010 Wien

(Eingang Bäckerstraße 13)

ZEIT:
16.30 Uhr (bis 18.00)

ORGANISATION:
Peter Stachel