Das durch eine Stiftung von Anselm Salomon Freiherr von Rothschild finanzierte jüdische Spital wurde 1873 in Vorort Währing (heute 18., Währinger Gürtel 95–97) eröffnet. 1925 wurde Generalstabsarzt Dr. Arnold Raschkes (1869–1950) zum Direktor bestellt, der diese Funktion während der gesamten NS-Zeit ausübte. Das Krankenhaus besaß zwei medizinische Abteilungen sowie Abteilungen für Chirurgie, Urologie, Gynäkologie, Dermatologie, Ophthalmologie, Otologie, Neurologie und Röntgenologie mit zugehörigen Ambulatorien, wo jüdische Kranke auch unentgeltlich behandelt wurden.
Nach dem „Anschluss“ war das Rothschildspital bald das einzige, wo jüdische Ärzt/innen und Pfleger/innen noch arbeiten durften und das noch jüdische Patient/innen behandelte. Daher musste die Zahl der Betten mehrmals erhöht werden. Während es aufgrund der Berufsverbote genügend Ärzt/innen gab, führte das behördlich angeordnete Ausscheiden des nichtjüdischen Pflegepersonals bald zu einem Mangel. Die Israelitische Kultusgemeinde Wien richtete daher ab dem Sommer 1938 Kurse für Krankenschwestern und Pfleger/innen ein, die von den Ärzten des Rothschildspitals eingeschult wurden. Da die Arbeit als Krankenschwester nicht vor Deportation schützte, wurden noch 1942 Kurse für Krankenschwestern durchgeführt.
Nach Abschluss der Deportationen wurden diese Kräfte nicht mehr benötigt, weshalb auch sie deportiert wurden. Zu den im Rothschildspital tätigen Ärzten gehörte auch Dr. Viktor Frankl (1905–1997), der 1940 die Leitung der Neurologischen Abteilung übernahm. Frankl hatte bereits vor dem „Anschluss“ mit Selbstmordgefährdeten gearbeitet. Nun entschieden sich viele verfolgte Jüdinnen und Juden für den Freitod. Besonders hoch war die Zahl der SelbstmörderInnen in den Jahren 1938/39, insbesondere zur Zeit des „Anschlusses“ und des Novemberpogroms, sowie während der systematischen Deportationen.
Jüdinnen und Juden, deren Selbstmordversuche gescheitert waren, kamen ins Rothschildspital. Im Bemühen, diese Menschen zu retten, führte Viktor Frankl Hirnoperationen durch, für die er keine praktische chirurgische Ausbildung besaß. Auch konnte er ihr Leben nur um Stunden verlängern. Ebenso führte Frankl Experimente an schizophrenen PatientInnen durch, die er vor der Euthanasie hatte retten können. Im Dezember 1941 heiratete Frankl die Krankenschwester Tilly (Mathilde) Grosser (1920–1944). Gegen Ende der großen Deportationen im September 1942 wurde ein großer Teil des Personals des Rothschildspitals nach Theresienstadt deportiert. Am 24. September 1942 ereilte dieses Schicksal auch Frankl, seine Frau und seine Eltern. Hier setzte Frankl seine Bemühungen, Suizide durch Gespräche mit Gefährdeten zu verhindern, fort. Im Oktober 1944 wurde er mit seiner Frau Tilly und seiner Mutter Elsa nach Auschwitz deportiert. Elsa Frankl wurde in Auschwitz ermordet, Tilly kam in Bergen-Belsen ums Leben. Viktor Frankl erlebte in einem Außenlager des KZ Dachau die Befreiung. Unter dem Eindruck seiner Lagerhaft entwickelte er die Logotherapie, die ihn später berühmt machte.
Nach Abschluss der großen Deportationen, als nur mehr etwa 8.000 als Juden Verfolgte in Wien lebten, musste das jüdische Spital neuerlich zahlreiche der verbliebenen ÄrztInnen und PflegerInnen entlassen, was für diese ebenfalls die Deportation bedeutete. Das personell reduzierte jüdische Spital musste sodann in die vormalige Talmud-Thora-Schule in 2., Malzgasse 16 übersiedeln. Das Gebäude in Währing übernahm die SS als Lazarett. Vor der Übersiedlung des Spitals wurde ein Großteil der Ärztinnen und Ärzte sowie des Pflegepersonals deportiert und meist ermordet.
Zu Kriegsende waren Teile des Rothschildspitals durch Bombentreffer beschädigt. Durch den Einsatz jüdischer Überlebender und der amerikanischen Besatzungsbehörden konnte es bald wieder instandgesetzt werden und diente ab dem Sommer 1945 als Auffanglager für hunderttausende jüdische Flüchtlinge, so genannte „Displaced Persons“. 1946 und 1947 diente der mittlere Trakt des Hauptgebäudes als Krankenhaus für sämtliche Displaced Persons in Wien. In diesen Jahren wurden hier rund 300.000 Menschen medizinisch versorgt.
Das Rothschildspital erlebte mehrere Wellen von Flüchtlingen. Nach den Überlebenden österreichischer Konzentrationslager kamen polnische Juden, auf diese folgten rumänische und schließlich ungarische. In den Jahren 1945 bis 1952 waren etwa 250.000 Displaced Persons vorübergehend im Rothschildspital untergebracht.
1954 wurde das Gebäude dem Innenministerium übergeben, das die letzten verbliebenen Flüchtlinge von Polizisten entfernen ließ. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn im Jahr 1956 diente das Rothschildspital ein letztes Mal als Flüchtlingslager.
1949 wurde das Rothschildspital der Israelitischen Kultusgemeinde rückerstattet, der es jedoch an den nötigen finanziellen Mitteln fehlte, um es wieder aufzubauen. Sie verkaufte das Gebäude an die Wiener Handelskammer (heute Wirtschaftskammer Wien), welche dieses 1960 abriss und an seiner Stelle das Wirtschaftsförderungsinstitut errichtete. Seit 2010 erinnert eine Gedenktafel an das ehemalige Rothschildspital.