geb. am 11. März 1885 in Wien, gest. am 4. April 1970 in Wien
Oskar Kurz forschte von 1907 bis 1938 mit Unterbrechungen an der Biologischen Versuchsanstalt (BVA) der Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach dem „Anschluss“ wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt und konnte seine Tätigkeit an der Akademie nicht mehr fortsetzen. Kurz emigrierte 1938 in die USA und kehrte 1947 nach Österreich zurück.
Kurz wurde als Sohn von Israel und Sofia Kurz, geb. Monat, in Wien geboren. Ab 1904 studierte er Medizin an der Universität Wien und promovierte 1909. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Oskar Kurz als Militärarzt und von 1924 bis 1934 als Chefarzt des ärztlichen Untersuchungsdienstes bei der Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt für Wien, Niederösterreich und Burgenland. 1934 wurde der Mediziner aus politischen Gründen – Kurz war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei – zwangspensioniert. Seit 1902 Mitglied des Arbeiter-Abstinentenvereins in Wien – später dessen Vereinsobmann – war er 1905 an der Gründung des Österreichischen Arbeiter-Abstinentenbundes mitbeteiligt, den er mit Richard Fröhlich, Rudolf Wlassak und Anton Hölzl bis zum Verbot unter dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime im Jahr 1934 leitete. 1906 bis 1934 arbeitete er als Redakteur der Vereinszeitung "Der Abstinent", seit Frühjahr 1923 auch als provisorischer internationaler Sekretär der Sozialistischen Abstinenz-Internationale.
An der Biologischen Versuchsanstalt (BVA) war Kurz in der Zoologischen Abteilung bei Hans Przibram von 1907 bis 1918 und von 1936 bis 1938 mit Unterbrechungen tätig. 1920 und 1922 veröffentlichte er Ergebnisse der hier durchgeführten Versuche, unter anderem zur „Polaritätsumkehr am Tritonenbein“.
Nach dem „Anschluss“ wurde Oskar Kurz, der jüdischer Herkunft war, kurzzeitig aus politischen Gründen inhaftiert. In der nach dem „Anschluss“ erstellten „Liste der Arbeitenden“ der BVA ist Kurz als „Nicht-Arier“ gekennzeichnet, mit dem zusätzlichen Vermerk „wartet“. Am 13. April 1938 wurde die BVA vorübergehend geschlossen. Ab der Wiedereröffnung am 26. April war der Zutritt nur noch für die „inzwischen auf Ansuchen mit Zulassungsscheinen beteilten Arbeitenden“ möglich, so die Mitteilung in einem Schreiben des designierten Akademiepräsidenten Heinrich Srbik (1883–1981) und des kommissarischen Rektors der Universität Wien Fritz Knoll (1883–1981), der mit der „Wahrnehmung der Interessen der Landesleitung der NSDAP für die Akademie der Wissenschaften“ betraut worden war. Damit wurde jüdischen Forschenden spätestens mit 13. April 1938 der Zutritt zur BVA praktisch verweigert.
Im August 1938 verließ Oskar Kurz Wien und emigrierte über Frankreich nach New York. Hier fand er bei seinem Cousin, dem in Krakau geborenen Ökonomen Henryk Grossmann (1881–1950), Aufnahme, der selbst kurz zuvor in die USA emigriert war. Bis 1947 war Kurz an verschiedenen amerikanischen Kliniken als Anästhesist tätig. Im September dieses Jahres kehrte er nach Österreich zurück und begann bei Leopold Schönbauer (1888–1963) an der Ersten Chirurgischen Universitätsklinik des Allgemeinen Krankenhauses AKH zu arbeiten. Im Dezember 1948 wurde er als Facharzt für Anästhesie von der Wiener Ärztekammer anerkannt. In einem Schreiben heißt es, dass eine Ausbildung „von 5 ½ Jahren, davon 4 ½ Jahre an anerkannten Ausbildungsstätten in Amerika“ nachgewiesen worden war. Bis 1951 bildete Oskar Kurz, Mitglied der American Society of Anesthetists, Ärzte am AKH im Fach Anästhesie aus. Kurz trat in Österreich erneut dem Arbeiter-Abstinentenbund bei. Ebenso wie sein mittlerweile in der DDR (Leipzig) lebende Cousin Grossmann war Kurz kommunistisch orientiert. Mit Grossmann stand er bis zu dessen Tod im Jahr 1950 in Kontakt. Oskar Kurz verstarb im Jahr 1970 in Wien.
Schriften (Auswahl)
Quellen und Literatur (Auswahl)
Datenbanken (Auswahl)