Projekt

Hermann Cohen und der kritische Idealismus im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart

Aus dem methodischen Erbe von Kants Transzendentalphilosophie unternahm Hermann Cohen eine Neubegründung der Philosophie. Wenn auch diese infolge des Nationalsozialismus und dessen Folgen kaum Beachtung fand, leistet Cohens Zugang jedoch einen entscheidenden Beitrag zur Erörterung und Lösung jener Fragestellungen, mit welchen die Gesellschaften in der Gegenwart und der Zukunft konfrontiert werden:

Das von Kant inspirierte Werk Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums rückt somit ins Zentrum der Untersuchungen der AG Cohen, wird im Zusammenhang mit Cohens System der Philosophie gelesen und bietet eine stringente Legitimation des universalistischen Denkens und Handelns. Darüber hinaus vermag Cohens Denken identitären und ideologischen Verengungen eine argumentativ begründete Absage zu erteilen. 

Zweitens bietet Cohens Auffassung einer „Religion der Vernunft“ eine subtile Widerlegung der Fundamentalismen an, welche den demokratischen Rechtsstaat, den Common Ground der Abrahamitischen Religionen und deren Dialog mit den Weltreligionen unterminieren.

Dank seiner eigenwilligen Entfaltung des Kant’schen Projekts impliziert Cohens Neubegründung der Philosophie drittens einen Neuentwurf des wissenschaftlich gesicherten Denkens und zugleich eine Widerlegung des Aberglaubens. Wenn auch dies Cohen an einer Vielzahl von Wissenschaften durchspielt, wird sich die AG Cohen insbesondere mit dem Beispiel der evidenzbasierten Medizin befassen und der daraus resultierenden Infragestellung von wissenschaftsfernen Behandlungen.

Aktivitäten

Internationaler Workshop Hermann Cohen: ein Denken für das 21. Jahrhundert
Mittwoch, 11.12.2024, Johannessaal der ÖAW

Der geplante Workshop befasst sich mit Hermann Cohens Denken und dessen Bedeutung für die Gegenwart. Cohen entwickelte wesentliche Konzepte für die Herausforderungen, vor welchen die Menschheit schon heute steht und mit welchen sie in der Zukunft vermehrt konfrontiert sein wird: den globalen Antisemitismus, die ökologischen Krisen, die kritische Auseinandersetzung mit der Künstlichen Intelligenz, die Entwicklung neuer Wege zur Nachhaltigkeit u.a.

Als Beispiele seien etwa Cohens philosophische Ethik, welche weithin vom modernen Sozialstaat übernommen wurde, sowie Cohens Religionsphilosophie genannt. Letzte stellt Fundamentalismen, Aberglauben und Esoterik als auch reduktive Religionskritik die argumentativ stringente Auffassung einer „Religion der Vernunft“ als verbindenden Common Ground der Abrahamitischen Religionen entgegen.

Projektleitung

emer. o. Univ.-Prof. Dr. phil. Hans-Dieter Klein, w. M.
Universität Wien

Univ.-Prof.in Dr.in phil. Patrizia Giampieri-Deutsch, w. M.
Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften Krems und Universität Wien