Dem Institut für Iranistik wurde der wissenschaftliche Nachlass von Bernt Glatzer durch seine Witwe Ursel Siebert vermacht. Dieser Nachlass umfasst umfangreiches Buchmaterial zur Geschichte, Ethnologie und Politik Afghanistans und benachbarter Gebiete sowie Fotos von Shah-i Mashhad, einer ghuridischen Madrasa in Gharjistan (heutiges NW Afghanistan), die Bernt Glatzer erstmals Anfang der 1970er Jahre dokumentierte.

Bernt Glatzer (22. Dezember 1942–8. Dezember 2009) wurde durch seine ethnologischen Forschungen in den 1970er Jahren und sein anschließendes praktisches Engagement vor Ort zum Afghanistan-Kenner par excellence. Er promovierte 1975 bei Karl Jettmar am Südasien-Institut in Heidelberg. Seine 1977 erschienene Dissertation über die Nomaden von Gharjistan basierte auf seiner Feldforschung in den Jahren 1970 und 1971 in Nordwestafghanistan. 1975 bis 1977 führte er zudem in Westafghanistan ein wissenschaftliches Projekt zu Ökologie und Weidewirtschaft westpaschtunischer Nomaden durch. Bis 1989 arbeitete er am Südasien-Institut in Heidelberg, dessen Zweigstelle in Islamabad er von 1982 bis 1984 leitete. Von 1990 bis 1994 war Bernt Glatzer als wissenschaftlicher Berater sowie als Projektmanager der dänischen Hilfsorganisation DACAAR in West- und Südostafghanistan tätig. Von 1994 bis 2000 beschäftigte er sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum Moderner Orient in Berlin mit den Auswirkungen staatlicher und internationaler Intervention auf die lokale nomadische und bäuerliche Bevölkerung. Bis 2006 war er an der Vorbereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit von INWENT in Bad Honnef für den Regionalbereich Asien zuständig. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Afghanistan (AGA) baute Bernt Glatzer von 2001-2007 ein Internet-Archiv auf und bot eine Übersicht über aktuelle Entwicklungen in seinem bis zu zweimal wöchentlich erscheinenden Newsletter.

Fotodokumentation Shah-i Mashhad von Michael J. Casimir und Bernt Glatzer