Komm mit in die Welt der Ökosysteme!
Warum gibt es immer weniger Feldhamster? Welche Rolle spielen Rostpilze in der Natur? Und was machen die Forscher:innen der Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien (KIÖS)? Mit Akademics Genius erfährst du spannende Dinge über die Biodiversität und erhältst hilfreiche Tipps, um unser Ökosystem im Gleichgewicht zu halten.
Raben, Ruhm und Rostpilze
Was passiert, wenn zwei Raben auf einen sprechenden Rostpilz treffen? Welche Bedeutung hat er für das Zusammenleben von Tieren und Pflanzen? Und was können wir im Alltag für den Artenerhalt tun? Klick dich rein in eine tolle Geschichte über die Erforschung unserer Ökosysteme!
Und wer steckt hinter dem Comic?
Nina hat sich schon im Kindergarten für die verschiedenen Vogelarten interessiert. Warum sie das Thema Artenvielfalt auch heute noch spannend und wichtig findet und wie sie ihren Comic entwickelt hat, erzählt sie in diesem Interview.
Hilf mit: Die Vielfalt der Natur erhalten!
Es gibt viele Gründe für den weltweiten Rückgang der Artenvielfalt: Luft-, Wasser- und Erdreichverschmutzung, der Wandel des Klimas, intensive Landrodungen und Landbebauungen bedrohen die Biodiversität unseres Planeten. Der Hauptverursacher ist dabei der Mensch! Für den Schutz unserer Umwelt braucht es daher umfassende Forschungsmaßnahmen. Aber auch du kannst im Alltag ganz entscheidend zur Biodiversität beitragen!
Rettendes Nass: Für Tränken und Wasserstellen sorgen
Für Tiere in wasserarmen Gegenden sind Gartenteiche und Wasserstellen im Sommer oft wichtiger als ein Futterhäuschen im Winter. Es gibt ganz einfache Lösungen:
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Stelle eine flache Schale mit etwas Wasser und ein paar Kieselsteinen möglichst in ruhiger Schattenlage auf deinem Balkon oder in deinem Garten auf. Die Steinchen helfen den Insekten, sicher zu landen und nicht versehentlich ins Wasser zu fallen und dabei zu ertrinken. Damit sich keine Krankheitserreger oder Parasiten ansammeln: Die Schale täglich reinigen und mit frischem Wasser befüllen!
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Auch ein Gartenteich bietet Tieren eine gesicherte Wasserversorgung. Achte unbedingt darauf, dass eine Ausstiegsmöglichkeit für Kleintiere, zum Beispiel ein ins Wasser ragendes Brett, vorhanden ist.
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Auch im Winter können Wasserschalen hilfreich für Tiere sein. Speziell wenn es friert und kein Schnee liegt, finden Vögel kaum Trinkwasser. Fülle an diesen Tagen warmes Wasser in die Schale und wechsle es, wenn es einfriert.
Mahlzeit: Tiere richtig füttern
Beim Thema Fütterung ist „gut gemeint“ oftmals nicht „gut gemacht“. Wenn du bestimmte Wildtiere in deiner Umgebung unterstützen willst, solltest du immer recherchieren, ob eine Fütterung sinnvoll und erlaubt ist. Hier ein paar Faustregeln:
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Insekten finden ihr Futter hauptsächlich dort, wo es natürliche Unordnung gibt – etwa in Form von verschiedenen Blumen, Beikraut, altem Laub, Komposthaufen oder Totholz. Viele Insekten bedeuten wiederum mehr Nahrung für andere Tiere, wie zum Beispiel Vögel und Igel. Die Gestaltung und der Erhalt eines naturnahen Gartens unterstützen eine artgerechte Nahrungsaufnahme der Tiere und die heimische Artenvielfalt.
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Für Vögel ist es besonders im Winter schwer, genügend Nahrung zu finden. Futterstellen sind eine willkommene Hilfe! Besonders wichtig dabei: Verwende Vogelfutter aus dem Fachhandel und ohne Ambrosia-Samen.
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Achte darauf, dass die Vögel ihre Futterstelle nicht mit Kot beschmutzen können – Meisenknödel oder Vogelfuttersilos sind eine gute Alternative.
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Das Futter muss auch bei Regen trocken bleiben. Füttere auf keinen Fall Essensreste oder Brot, das kann für Vögel tödlich enden!
Sicheres Zuhause: Schlaf- und Nistplätze schaffen
Für den Erhalt der heimischen Tierarten braucht es entsprechende Lebensräume. Im Garten und auch am Balkon gilt daher das Motto: Mehr Chaos für mehr Leben! Überall dort, wo Unordnung in der Natur herrscht, lässt sich also die Artenvielfalt am besten schützen. Hier einige hilfreiche Hinweise:
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Alte Bäume und Baumstümpfe mit Totholz sind eine wunderbare Kinderstube und ein wichtiger Lebensraum für viele Insekten. Hast du schon einmal altes Holz im Garten hochgehoben? Darunter tummeln sich meist unzählige kleine Gartenbewohner:innen!
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Im Winter bieten Laubhaufen vielen Tieren, wie beispielsweise den Igeln, wichtigen Schutz und Wärme. Alte Steinmauern und Steinhaufen sind wiederum ein wichtiger Lebensraum für Reptilien.
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Auch ein Bereich, in dem eine bunte Wiese ungehindert wachsen darf, ist ein wertvoller Lebensraum. Denn Unkraut liegt im Auge der Betrachter:innen! Brennnesseln sind beispielsweise für viele Schmetterlingsarten überlebenswichtig und spielen neben anderen Wildkräutern eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem.
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Natürlich kann nicht überall im Garten Chaos herrschen. Aber schon ein ‘wildes Eck’ oder ein ‘wilder Bereich’ hilft vielen Tieren. Auch auf einem Balkon ist Platz dafür: Bepflanze einfach ein möglichst großes Pflanzgefäß mit verschiedenen heimischen Wildstauden – die Wildbienen werden es lieben. Dort wo natürliche Behausungen fehlen, kannst du auch mit künstlichen Nisthilfen nachhelfen!
Rate mal…
Hier kommen erstaunliche Fakten zum Thema Artenvielfalt – lass dich überraschen!
Ein Wissenschaftler erzählt: In der Natur muss man ganzheitlich denken!
Zoologe und Evolutionsbiologe Christian Sturmbauer hat seine Liebe zu den Tieren bereits in seiner Kindheit entdeckt. Warum er auch heute noch für seinen Beruf brennt und welche Tierart er entdeckt hat, erzählt er in diesem Interview.
Warum bist du Wissenschaftler geworden?
Meine Liebe zu den Tieren und zur Natur haben meine Großeltern geweckt. Oft habe ich beim benachbarten Bauernhof im Stall und beim Heuen mitgeholfen. Das war sicher sehr prägend. Ich wusste schon mit 10 Jahren, dass ich auf jeden Fall Biologie studieren werde. Zu meinem Glück hatte ich dann am Gymnasium auch einen tollen Biologielehrer. Aber am wichtigsten war, dass meine Eltern meine Wahl respektiert und mich immer gefördert haben.
Du beschäftigst dich mit interdisziplinären ökologischen Studien. Was bedeutet das genau?
Als Biologe kommt man schnell drauf, dass alles in der Natur vernetzt ist. Dreht man an einem Schräubchen, bewegen sich andere! Wenn man die Natur verstehen will, muss man daher ganzheitlich und vernetzt denken. Man kann heutzutage nicht mehr Fachfrau oder Fachmann für die gesamten Biowissenschaften sein, dazu ist unser Wissen zu umfangreich und komplex geworden. Deshalb arbeitet man im Team mit anderen Fachkolleg:innen und ergänzt sich.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Es ist definitiv ein Privileg, Professor an einer österreichischen Universität zu sein, aber es ist ein Privileg mit großer Verantwortung. Mein Arbeitstag besteht aus Lehrtätigkeit und auch aus Forschung. Ich bin sehr gerne Universitätslehrer und habe viel Kontakt mit jungen, aber auch fortgeschrittenen Studierenden. Mein Spektrum reicht von der Grundvorlesung für 300 Studierende bis zu einem Privatissimum für einzelne oder einige wenige Dissertant:innen. Toll ist auch, dass man als Zoologe viel Zeit in der freien Natur verbringt. Ich halte jeden Sommer eine ökologische Exkursion in den Alpen ab und jedes zweite Jahr einen dreiwöchigen Tropenkurs in Zambia und am Tanganjikasee, wo ich auch regelmäßig forsche.
Hast du schon einmal eine neue Tierart entdeckt?
Ja, ich habe im Tanganjikasee neue Buntbarsch-Arten gefunden, sie aber nicht selbst wissenschaftlich beschrieben. Das machen nicht die Evolutionsbiolog:innen, sondern die Taxonom:innen. Eine Tierart – ein kleiner Wurm, der nur in diesem See vorkommt – ist sogar nach mir benannt.
Wie engagierst du dich persönlich für den Naturschutz?
Ich schätze den WWF (World Wildlife Fund), der eine sehr informative Homepage betreibt. Als Wissenschaftler:in ist es aber sehr wichtig, unabhängig von NGOs zu sein. Deshalb habe ich mich persönlich nur in unabhängigen Gremien eingebracht. Die Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien ist eine solche Plattform, wo man bei Veranstaltungen und über Artikel viel über die brennenden Herausforderungen unserer Zeit erfahren kann.
Wo finde ich zum Thema Biodiversität noch mehr Informationen?
Ein Blick auf die KIÖS-Homepage und das Netzwerk Biodiversität Österreich lohnt sich auf jeden Fall. Bei letzterem kann man durch Unterzeichnung des Memorandums Projekte unterstützen, beziehungsweise auch mitarbeiten. Damit vernetzt ist auch der Österreichische Biodiversitätsrat, bei dem ich im Leitungsteam bin. Er setzt sich ebenfalls sehr für einen besseren Schutz der Natur und ihrer Lebewesen ein.
Was würdest du mir raten, wenn ich später auch in diesem Bereich arbeiten möchte?
Es gibt sicher tolle Initiativen in deinem eigenen Umfeld, der Stadt oder der Gemeinde, wo man sich einbringen kann. Das Internet macht es uns heute leicht, diese aufzuspüren. Wenn du ernsthaft an Biologie interessiert bist, dann studiere dieses Fach – inzwischen gibt es tatsächlich gute Jobchancen! Und noch ein Tipp: Natur erlebst du nicht am Display. Also Handy öfters mal weglegen und ab in die Natur! Zum Schauen, Zuhören und Ergründen!
Name
Univ. Prof. Dr. Christian Sturmbauer, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Forschungsgebiet
Zoologie und Evolutionsbiologie