GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Franz Eduard Suess, kMI 1911, wM 1915


geb. am 7. Oktober 1867 in Wien, gest. am 25. Jänner 1941 in Wien

Franz Eduard Suess wurde 1911 zum korrespondierenden Mitglied im Inland (kMI) und 1915 zum wirklichen Mitglied (wM) der Akademie der Wissenschaften in Wien gewählt. Nach dem „Anschluss“ wurde der Geologe aus rassistischen Gründen verfolgt und im Dezember 1939 von der Akademie ausgeschlossen.

Suess wurde als Sohn des bedeutenden Geologen und langjährigen Präsidenten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien Eduard Suess (1831–1914) und seiner Frau Hermine Anna (1835–1899), geb. Strauss, in Wien geboren. Er studierte Naturwissenschaften insbesondere Geologie an der Universität Wien und promovierte mit seiner Dissertation über den „Schlier von Ottnang“ im Jahr 1891. Im selben Jahr wurde er Assistent des Paläontologen Viktor Uhlig (1857–1911) an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag. Von 1893 bis 1909 arbeitete er an der Geologischen Reichsanstalt in Wien. Er habilitierte sich für das Fach Geologie im Jahr 1898 mit seiner Schrift über „Das Erdbeben von Laibach am 14. April 1895“ an der Universität Wien. 1905 wurde ihm der Titel eines ao. Professors verliehen, 1908 wurde er zum ao. Professor für Geologie ernannt. 1911 wurde Suess als Professor für Mineralogie und Geologie an die Deutsche Technische Hochschule in Prag berufen. Im selben Jahr kehrte er als Professor für Geologie an die Universität Wien (Nachfolge von Uhlig) zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1936 lehrte. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Franz Eduard Suess nach dem „Anschluss“ verfolgt. Franz Eduard Suess verstarb im Jahr 1941 in Wien.

Die Akademie der Wissenschaften in Wien wählte Franz Eduard Suess im Jahr 1911 zum korrespondierenden Mitglied im Inland (kMI) und 1915 zum wirklichen Mitglied (wM). Suess, der als „Mischling zweiten Grades“ galt, war der einzige Wissenschaftler jüdischer Herkunft, um dessen Verbleib sich die Akademie der Wissenschaften nachhaltig bemühte. Ein dementsprechendes Ansuchen an den zuständigen Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust wurde am 2. Dezember 1939 abgelehnt. Der Ausschluss von Suess wurde in der Gesamtsitzung am 9. Februar 1940 mitgeteilt.

In seinen paläontologisch-stratigraphischen Forschungen konzentrierte sich der Geologe zunehmend auf die Kristallingeologie. Er führte umfassende geologische Untersuchungen in Böhmen und Mähren durch. Suess war 1928–1929 Präsident und später Ehrenmitglied der Wiener Geologischen Gesellschaft sowie Ehrendoktor der Universität Glasgow.


Schriften (Auswahl)


  • Franz Eduard Suess, Die Herkunft der Moldavite aus dem Weltraume, Wien 1898.
  • Ders., Carl Diener, Rudolf Hoernes, Victor Uhlig, Bau und Bild Österreichs, 3 Bde., Wien, Leipzig 1903.
  • Ders., Erläuterungen zur geologischen Karte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder der Österr.-Ungar. Monarchie, Wien 1906.
  • Ders., Intrusionstektonik und Wandertektonik im variszischen Grundgebirge, Berlin 1926.


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Archiv der ÖAW, Personalakt.
    • Bernhard Hubmann, Johannes Seidl, Im Schatten seines Vaters? Zur Biographie von Franz Eduard Sueß (1867–1941), in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 89 (2011), 25–33.
    • Bernhard Hubmann, Zu Leben und Wirken eines österreichischen Pioniers der Grundgebirgsgeologie. Franz Eduard Sueß (1867 bis 1941) zur 70. Wiederkehr seines Todestages, in: Geohistorica. Zeitschrift des Vereins Berlin-Brandenburgische Geologie-Historiker "Leopold von Buch" e.V., 8, 20 (2012), 14–22.
    • [Kurt] Leuchs, w.M. Franz Eduard Sueß, in: Akademie der Wissenschaften in Wien. Almanach f. d. J. 1945, 95. Jg., Wien 1947, 319–323.
    • Herbert Matis, Ausschluss von Mitgliedern, in: Johannes Feichtinger – Herbert Matis – Stefan Sienell – Heidemarie Uhl (Hg.), Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung, Wien 2013, 55–62.


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