10.04.2024 | Dialektforschung

Online-Experiment zum Mitmachen: Wie klingt das „Meidlinger L“?

Welcher Laut als typisches „Meidlinger L“ von Menschen wahrgenommen wird, will ein Forschungsprojekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausfinden. Schallforscherin Eva Reinisch hofft auf rege Beteiligung der Bevölkerung, denn: Mitmachen kann jede und jeder.

Im frei zugänglichen Online-Experiment können Teilnehmer:innen einschätzen, wie sehr ein Laut nach dem "Meidlinger L" klingt. © Adobe Stock

Das „Meidlinger L“ gilt als markantes, für den Wiener Dialekt typisches Phänomen, die Kunstfigur Mundl Sackbauer spricht es ebenso wie der Fußballer Hans Krankl. Die Junge Generation in der SPÖ Meidling forderte 2015 sogar die Aufnahme des Lautes ins UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Trotz der tiefen Verankerung im Wiener Bewusstsein, gibt es kaum wissenschaftliche Forschung zu dem Thema, wie das „Meidlinger L“ tatsächlich ausgesprochen wird, beziehungsweise wie es klingt.

L ist nicht gleich L

Ein 12-monatiges Projekt, das von der Stadt Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) finanziert wird, soll nun neues Material liefern. Es handelt sich um eine Wahrnehmungsstudie zur Begriffsklärung anhand der Beurteilung akustischer Stimuli. „Die meisten früheren Studien beschäftigen sich mit der Aussprache und Artikulation des Lautes /l/ in verschiedenen Sprecher:innengruppen. Unser Projekt hingegen fokussiert sich auf die Seite der Hörer:innen und das Konzept des „Meidlinger L“ in den Köpfen der Wiener:innen“, sagt Eva Reinisch vom Institut für Schallforschung der ÖAW, die das Projekt in Zusammenarbeit mit ihren Forschungskolleg:innen Jan Luttenberger, Yaqian Huang und Stefan Dzever durchführt.

Unser Projekt fokussiert sich auf die Seite der Hörer:innen und das Konzept des „Meidlinger L“ in den Köpfen der Wiener:innen.

Eine weitere häufige Annahme im öffentlichen Diskurs um das „Meidlinger L“ ist, dass es allen Wiener:innen bekannt ist. „Daten, ob das auf verschiedene Altersgruppen, sozioökonomische Gruppen, Leute mit einem anderen sprachlichen Hintergrund als Deutsch oder Zugezogene aus den Bundesländern auch zutrifft fehlen jedoch. Unsere Studie soll diese Lücke schließen“, so Reinisch.

Mitmachen beim Experiment

Wie sieht das konkret aus? Im frei zugänglichen Online-Experiment (https://projects.ari.oeaw.ac.at/meidlinger-l/) werden Hörbeispiele vorgespielt, bei denen man einschätzen soll, wie sehr ein L im Wort nach „Meidlinger L“ klingt. Jede:r kann für sich selbst entscheiden, welche Hörbeispiele das „beste Meidlinger L“ unter den verschiedenen Aussprachevarianten beinhalten. Am Ende werden noch einige Daten zur Person erhoben, wie alt man ist, ob man Dialekt spricht, ob nur Deutsch oder auch andere Sprachen.

Übrigens können gern auch Menschen mitmachen, denen das „Meidlinger L“ nicht so bekannt ist. Reinisch hofft auf eine rege Teilnahme. Denn für sie steht fest: „Nur die Wiener:innen selbst können entscheiden, wie ein Meidlinger L zu klingen hat.“

 

 

AUF EINEN BLICK

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