KI, Klimawandel und anthropologische Fragen
Künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, den Klimawandel einzudämmen. Gleichzeitig aber erleichtern es Algorithmen und maschinelles Lernen den Hauptakteuren der Kohlenstoffwirtschaft, einschließlich der Technologieunternehmen, unzureichende Vorstellungen über den Klimawandel zu ihrem eigenen Vorteil zu verbreiten.
Bei der diesjährigen Eric Wolf Lecture nimmt der Anthropologe Akhil Gupta die Hoffnung auf KI-Lösungen für die Klimakrise kritisch in den Blick. Ausgehend von der anthropologischen Binsenweisheit, dass verschiedene Kulturen und Gesellschaften die Welt auf unterschiedliche Weise klassifizieren, verweist er darauf, dass auch Daten für algorithmische Operationen nach verschiedenen Kategorien gesammelt und verarbeitet werden können. In seinem Vortrag zum Thema "Artificial Intelligence (AI) and Climate Change: Some Anthropological Questions" betrachtet Akhil Gupta die Versprechen und Gefahren des Einsatzes von KI im Bereich des Klimawandels anhand einer Analyse des Energie- und Infrastruktursektors. Er setzt diese Fakten in Beziehung zum Wissen über die vielfältigen Klassifizierungsmöglichkeiten und fragt, wie eine post- bzw. dekoloniale KI Vorannahmen mit Schieflage entlarven könnte. Akhil Gupta ist Professor für Sozial- und Kulturanthropologie an der University of California, Los Angeles, und beschäftigt sich mit Fragen zur KI, zum transnationalen Kapitalismus, der Infrastruktur und der Korruption.
Die internationalen Eric Wolf Lectures werden gemeinsam vom Institut für Sozialanthropologie der ÖAW, dem Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien und dem Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) der Kunstuniversität Linz in Wien veranstaltet.