Das Wien[n]erische Diarium: Digitaler Datenschatz für die geisteswissenschaftlichen Disziplinen

Das Wien[n]erische Diarium (heute: Wiener Zeitung) liegt seit seiner Gründung 1703 als Quellenbestand geschlossen vor. An seiner Nutzung in einer digitalen Umgebung besteht großes wissenschaftliches Interesse, das aus mehreren geisteswissenschaftlichen Disziplinen hervorgeht: u.a. aus der Mediengeschichte, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Literaturwissenschaft, Zeremonialforschung, Namenforschung oder der historischen Linguistik. Das Ziel dieses go!digital 2.0 Projekts ist es daher, in enger Zusammenarbeit mit ForscherInnen dieser Disziplinen zu untersuchen, welche Aspekte der Erschließung aus deren Sicht von besonderer gemeinsamer Relevanz sind.

Im Rahmen dieses Projekts werden einige hundert Ausgaben des Wien[n]erischen Diariums – verteilt über das 18. Jahrhundert – im Volltext digitalisiert. Den elektronischen Call for Nominations, der digital beworben und analog in der Wiener Zeitung veröffentlicht wurde, haben ExpertInnen unterschiedlicher Disziplinen im Frühjahr 2017 beantwortet, um einzelne Nummern bzw. Nummernfolgen für die engere Auswahl zu empfehlen.

Bei der Auswertung der eingegangenen Nominierungen hat sich gezeigt, wie breit deren Themenspektrum ist: Es reichte von Geburten und Taufen, Geburts- und Namenstagen, Krönungen und Erbhuldigungen bis zu Sterbefällen, Begräbnissen, Hinrichtungen und Katastrophen. Zur Auswahl empfohlen wurden weiters kirchliche und weltliche Feste, Ankündigungen, Eröffnungen und Einweihungen sowie die Besuche prominenter Gäste in der Residenzstadt. Errungenschaften im weitesten Sinn – wie die Erklärung der Menschenrechte oder der Beginn der Luftfahrt – wurden ebenso in die Auswahl einbezogen wie das medienimmanente Thema der Herausgeberschaft.

Die Ergänzungen, die das Projektteam letztlich vorzunehmen hatte, betrafen daher weniger die Vielfalt der angesprochenen Themen, sondern waren darauf ausgerichtet, zeitliche Lücken zu füllen. Um das Wien[n]erische Diarium als Korpus in einer kontinuierlich chronologischen Jahresabfolge plausibel und lückenlos dokumentieren zu können, wurden die Nominierungen dahingehend komplettiert, dass letztlich jeder Jahrgang, soweit er in ANNO digitalisiert wurde, durch fünf exemplarische Nummern repräsentiert ist. Vor dem Hintergrund der Entwicklung des Wien[n]erische Diariums (Wiener Zeitung) zu einer Zeitschrift im modernen Verständnis wurde somit versucht, ein Referenzkorpus zu bilden, das die Umbrüche und Wendungen in einer Periode sich verändernder politischer, sozialer, wissenschaftlicher und künstlerischer Bedingungen im 18. Jahrhundert zum Ausdruck bringt.

Welche Nummern in der Auswahl sind und wie weit ihre Volltextdigitalisierung bereits gediehen ist, kann man in untenstehendem Reporting-Tool täglich aktualisiert online einsehen:

Die Projektleitung ist am ACDH-CH angesiedelt; die Erstellung der Volltextversionen und die Anreicherung der Daten erfolgt in Kooperation mit dem Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (Kontakt: Anna Mader-Kratky) und der Gruppe Digitalisierung und Elektronische Archivierung am Institut für Germanistik bzw. dem Forschungszentrum Digital Humanities an der Universität Innsbruck (Kontakt: Günter Mühlberger) sowie weiteren KooperationspartnerInnen und der Wiener Zeitung.

In Vorbereitung auf dieses Projekt wurde 2016 eine Pilotstudie durchgeführt, deren Ergebnisse im Rahmen eines Workshops präsentiert wurden.


Publikationen

  • Resch, Claudia, Nina C. Rastinger, and Thomas Kirchmair. 2024. From semi-structured text to tangible categories: Analysing and annotating death lists in 18th century newspaper issues. Digital Humanities Quarterly 17: 13.
  • Rastinger, Nina C., and Claudia Resch. 2023. Darstellungs- und Deutungsmuster von Naturkatastrophen im 18. Jahrhundert. Korpusbasierte Erkenntnisse aus der digitalen Wiener Zeitung.. Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 25: 103-126.
  • Resch, Claudia. 2023. Volltextoptimierung für die historische Wiener Zeitung mit einem Anwendungsszenario aus der germanistischen Sprachgeschichte. In Digitised Newspapers – A New Eldorado for Historians? Reflections on Tools, Methods and Epistemology. Studies in Digital History and Hermeneutics 3, eds. E. Bunout, Clavert, F., and Ehrmann, M., 89-111. Berlin, Boston: de Gruyter. doi:10.1515/9783110729214.
  • Fischer, Nora, Nina Claudia Rastinger, and Claudia Resch. 2021. Intertextuelle Relationen in der Zeitungslandschaft des 18. Jahrhunderts: Close und Distant Reading von Ausgaben der Wiener und Preßburger Zeitung. Hungarian Studies: 1–29. doi:10.1556/044.2021.00155.
  • Rastinger, Nina Claudia. 2021. Drucktypenwechsel als Hervorhebungspraxis historischer Zeitungen. Eine korpuslinguistische Untersuchung am Beispiel des Gebrauchs von Antiqua und Fraktur im Wien[n]erischen Diarium. Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 12: 71-90. doi:10.1515/jbgsg-2021-0006.
  • Rastinger, Nina Claudia. 2021. Volltextsuche. Helmut W. Klug. KONDE Weißbuch.
  • Resch, Claudia, and Dario Kampkaspar, eds. 2020. Wienerisches DIGITARIUM - Digitale Ausgabe des "Wien[n]erischen Diarium" (322 Ausgaben im Volltext).
  • Resch, Claudia. 2019. Das Wien[n]erische Diarium und seine digitale Erschließung oder "Was Zeitungsleser vor Geräte haben müssen?". Wiener Geschichtsblätter. Das Wien[n]erische Diarium im 18. Jahrhundert - Digitale Erschließung und neue Perspektiven (Teil I). Nach einem Konzept von Anna Mader Kratky, Claudia Resch und Martin Scheutz.: 115-129.
  • Mader-Kratky, Anna, Claudia Resch, and Martin Scheutz. 2019. Das Wien[n]erische Diarium im 18. Jahrhundert. Neue Sichtweisen auf ein Periodikum im Zeitalter der Digitalisierung.. Wiener Geschichtsblätter. Das Wien[n]erische Diarium im 18. Jahrhundert - Digitale Erschließung und neue Perspektiven (Teil I). Nach einem Konzept von Anna Mader Kratky, Claudia Resch und Martin Scheutz.: 93-113.
  • Resch, Claudia, and Dario Kampkaspar. 2019. DIGITARIUM - Unlocking the Treasure Trove of 18th-Centrury Newspapers for Digital Times. In Das Achtzehnte Jarhhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Achtzehnten Jahrhunderts.Achtzehntes Jahrhundert digital: Zentraleuropäische Perspektiven, eds. T. Wallnig, Romberg, M., and Weis, J., 34:49-64.
  • Resch, Claudia. 2018. „Zeitungs Lust und Nutz“ im digitalen Zeitalter. Partizipative Ansätze zur Erschließung historischer Ausgaben der Wiener Zeitung. medien & zeit. Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart 2/2018: 20-31.
  • Resch, Claudia. 2018. Historische Zeitungen im digitalen Medium. In Germanistik digital: Digital Humanities in der Sprach- und Literaturwissenschaft, eds. I. Börner, Straub, W., and Zolles, C., 183-198. Wien: Facultas.
  • Resch, Claudia, Dario Kampkaspar, Daniela Fasching, Vanessa Hannesschläger, and Daniel Schopper. 2018. Building a Community Driven Corpus of Historical Newspapers. Jonathan Girón Palau and Russel, Isabel Galina. Digital Humanities 2018. Puentes - Bridges. Book of Abstracts / Libro de resúmenes. Mexico City: Red de Humanidades Digitales A. C.
  • Resch, Claudia, Dario Kampkaspar, and Daniel Schopper. 2018. Historische Zeitungen kollaborativ erschließen: Die älteste, noch erscheinende Tageszeitung der Welt "under annotation". Georg Vogeler. Kritik der digitalen Vernunft DHd 2018 Köln. 5. Tagung des Verbands Digital Humanities in deutschsprachigen Raum e.V. Konferenzabstracts.
  • Kampkaspar, Dario, Daniel Schopper, and Claudia Resch. 2017. Wiennerisches Diarium Digital: Involving users in scholarly annotation. TEI 2017 - Book of Abstracts. Victoria.
  • Resch, Claudia, Daniel Schopper, Vanessa Hannesschläger, Eva Wohlfarter, Anna Mader-Kratky, and Nora Fischer. 2016. Wienerisches Diarium Digital: Unlocking a historic newspaper for interdisciplinary studies with the TEI Guidelines. Claudia Resch, Hannesschläger, Vanessa, and Wissik, Tanja. TEI conference and members´ meeting 2016. Book of Abstracts. Vienna.
  • Rastinger, Nina Claudia. Drucktypenwechsel als Hervorhebungspraxis historischer Zeitungen. Eine korpuslinguistische Analyse des Gebrauchs von Antiqua und Fraktur am Beispiel des Wien[n]erischen Diariums und des Hamburgischen Correspondenten. Wien: Universität Wien.

Projektdauer

01. März 2017 – 28. Februar 2020




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