16.02.2024

Maren Beaufort als Expertin zum 30-jährigen Jubiläum „der dritten Säule“

Aus dem HORIZONT-Interview:

Medienkompetenz stärken

Auch für Wolfgang Struber, Geschäftsführer Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien), ist der freie Rundfunk ein wichtiger Faktor für die Österreichische Medienlandschaft: „Diese Sender übernehmen vor allem im lokalen Raum eine demokratiepolitisch bedeutsame Rolle in Ergänzung zu den größeren, kommerziellen oder öffentlich-rechtlichen Angeboten. Gleichzeitig leisten sie einen wertvollen und wichtigen Beitrag zur Stärkung der Medienkompetenz.“
 

Nicht die Reichweite zählt

Medienvielfalt ist ein essenzieller Bestandteil einer stabilen und gut funktionierenden Demokratie. Maren B. M. Beaufort vom Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung vom der Österreichische Akademie der Wissenschaften: „Community Radios und Fernsehstationen haben – wie auch eine von der RTR beauftragte empirische Studie festgestellt hat – Funktionen übernommen, die besonders angesichts des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels von nicht zu unterschätzendem Wert sind und die, aufgrund der jeweiligen strukturellen Zwänge, weder von öffentlich-rechtlichen noch von privat-kommerziellen Anbietern in vergleichbarer Weise erbracht werden können. Reichweite ist, wenn es um Bürgermedien geht, nicht die wichtigste Größe, sondern der Multiplikatoreffekt, der durch die Aktivitäten in und für eine Region entsteht.“
 

Zu geringe Förderung

Vergangenes Jahr wurden auch die Mittel für den nicht-kommerziellen Rundfunk deutlich aufgestockt. Struber: „Der Fachbereich Medien der Rundfunk und Telekom Regulierung leistet mit dem bei uns eingerichteten nnichtkommerziellen Rundfunkfonds einen starken Beitrag zur Absicherung der Freien Medien. Die uns dafür zur Verfügung stehenden Fördermittel wurden im Jahr 2022 von jährlich drei auf fünf Millionen aufgestockt. Damit können wir in dem Bereich einiges bewegen. Inhaltlich leisten die Freien sehr gute Arbeit.“ Trotzdem weist der aktuelle „Media Pluralism Monitor“ der Europäischen Kommission erstmalig seit der Einführung vor rund zehn Jahren ein hohes Risiko auf. Beaufort: „Die Ursachen dafür liegen an einer hohen Medienkonzentration, an den rückläufigen Einnahmen, die weit unter dem BIP-Wachstum liegen, dem Abfluss von Online-Werbeeinnahmen an einige wenige globale Plattformen, an den personellen Einschnitten in die Redaktionen und einem unzureichenden System der Medienförderung, das große Unternehmen begünstigt.“ Expertin Beaufort betont die Notwendigkeit einer Medienpolitik-Neuausrichtung, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk digital stärkt und politisch unabhängiger macht. Sie fordert zudem eine Medienförderung, die sich auf journalistische Qualität und demokratische Relevanz konzentriert sowie die Unterstützung von Kooperationen für qualitativen und investigativen Journalismus. Darüber hinaus plädiert sie für die nachhaltige Förderung privater Medien im digitalen Bereich zur Sicherung ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit und die Ermöglichung gleicher Chancen für Online-Startups und lokale Medien, insbesondere im nicht-kommerziellen Sektor, um lokale demokratische Kommunikation zu stärken.


Was Freie Radios auszeichnet und antreibt 

HORIZONT (09. Februar 2024)

 

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Maren Beaufort comments as an expert on the 30th anniversary of the third pillar in the Austrian media landscape, highlighting its significant role in democratic engagement and media literacy.

From the interview:

Strengthening media competence

Wolfgang Struber, MD of RTR Medien, views independent radio as key to enhancing media competence within Austria's media landscape. "These stations significantly contribute to democratic politics, particularly in local regions, complementing larger broadcasters and enhancing media literacy."

It's not only reach that counts

Media pluralism is crucial for the stability and effectiveness of a democracy. Maren B. M. Beaufort from the Institute for Comparative Media and Communication Research at the Austrian Academy of Sciences: " Community radios and TV stations, as also found in an RTR-commissioned study, serve invaluable roles amid societal changes, roles that can't be matched by public or private providers due to structural limits. For community media, the impact extends beyond reach, emphasizing the regional multiplier effect of their activities.”

Funding for community broadcasting remains inadequate

Funding for non-commercial broadcasting saw a significant increase last year. Struber: “The Media Division of the Broadcasting and Telecommunications Regulation Authority significantly boosts independent media through the non-commercial broadcasting fund, which saw funding increase from three to five million in 2022. This enhancement enables impactful support, acknowledging the high-quality content produced by independent media." Nevertheless, the current "Media Pluralism Monitor" of the European Commission shows a high risk for the first time since it was introduced around ten years ago. Beaufort: The causes include high media concentration, revenues falling well below GDP growth, online advertising revenue shifting to few global platforms, editorial staff reductions, and a media funding system biased towards large companies. Beaufort stresses the importance of revising media policy to bolster digital public broadcasting and its political independance. Additionally, she advocates for funding that prioritizes journalistic quality and democratic significance, along with backing for collaborations that enhance qualitative and investigative journalism. Furthermore, she champions sustainable digital sector support to maintain global competitiveness and ensure equal opportunities for online startups and local media, especially in the non-commercial sector, to bolster local democratic discourse.