GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Albert W. Wolinsky


geb. am 12. April 1913 in Wien, gest. am 24. Juli 1999 in Los Angeles (CA, USA)

Albert W. Wolinsky war von 1934 bis 1938 am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften in Wien tätig. Nach dem „Anschluss“ wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt und konnte seine Tätigkeit an der Akademie nicht mehr fortsetzen. Wolinsky emigrierte vor 1940 in die USA.

Wolinsky wurde als Sohn von Nathan Wolinsky (gest. 1920) und seiner Frau Rosa (geb. 1879) in Wien geboren. Im Herbst 1931 nahm er die Studien Physik und Mathematik an der Universität Wien auf. Das Studium der Versicherungsmathematik schloss er im Jahr 1936 ab. 1937 promovierte Wolinsky mit seiner Dissertation „Beiträge zur Kenntnis des latenten Bildes“ an der Universität Wien, verfasst von 1935 bis 1936 am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften. Danach setzte er seine Forschungen am Institut fort, vorrangig in der Arbeitsgruppe von Franz Urbach, der sich in dieser Zeit unter anderem mit Untersuchungen zu infrarotsensitiven Phosphorteleskopen beschäftigte.

Im Almanach der Akademie für das Jahr 1938 scheint sein Name in der Liste der Personen auf, die „im Institute oder mit den Mitteln des Institutes“ arbeiteten. In Almanach für 1939 wird Wolinsky nicht mehr angeführt. Von seiner Stelle als Aktuar bei der Assicurazioni Generali in Wien, die er seit 1936 innehatte, wurde er per 1. Juli 1938 fristlos gekündigt.

Im Auswanderungsbogen der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, datiert mit dem 26. Juni 1938, wurden von seiner Mutter als Auswanderungsziele die USA, eventuell England angegeben. Seine letzte Wohnadresse in Wien war die Ausstellungsstraße 7 in Wien-Leopoldstadt, hier war er bis zum 2. August 1938 gemeldet. Gesichert ist, dass Albert Wolinsky im Jahr 1940 die USA erreichte. 1942 trat er in die U.S. Army ein. Von 1946 bis 1951 unterrichtete er an der New York University, von 1946 bis 1949 am Hunter College in New York City. Danach war er als Assistant Physicist und als Associate Physicist bei der Farrand Optical Company in New York tätig, wo er von 1951 bis 1953 Forschungen zu elektrostatischen Elektronenlinsen leitete. Von 1953 bis 1960 arbeitete er am General Precision Laboratory, Inc. in Pleasantville (NY), ab 1960 als Senior Staff Member. 1960 wechselte er als Staff Engineer zu TRW Systems Group (später Space Technologies Laboratories, Inc.) in Redondo Beach (CA), wo er bis 1970 tätig war. 1961 war der Mathematiker als Berater der Federal Aviation Administration (FAA) in Washington, D.C. tätig.

Neben seiner Forschungsarbeit im Bereich Computertechnologie setzte Wolinsky auch seine Lehrtätigkeit fort. Von 1954 bis 1955 lehrte er an der Columbia University, von 1970 bis 1971 an der University of Southern California in Los Angeles und am California State College in Long Beach. Ab 1970 unterrichtete Wolinsky an der California State University in Los Angeles Mathematik, Statistik und Computerwissenschaft. Er verstarb im Jahr 1999 in Los Angeles.

Albert W. Wolinsky hielt fünf Patente in den USA; er war Mitglied der Association for Computing Machinery und seit 1949 der American Mathematical Society sowie der Mathematical Association of America.


Schriften (Auswahl)


  • Albert Wolinsky, Beiträge zur Kenntnis des latenten Bildes, Dissertation, Universität Wien 1937.
  • Franz Urbach – ders., Über eine spontane Veränderung des latenten photographischen Bildes (Mitteilungen des Institutes für Radiumforschung 410), in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse, Abt. 2a, Bd. 147, Wien 1938, 29–36.
  • Ders., A simple Proof of Lewin’s ordered-retrieval Theorem for associative Memories, in: Communications of the ACM 11, 7 (1968), 488–490.


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Archiv der Universität Wien, Phil. Rig. Akt 13500; Phil. Promotionsprotokoll 2310; Phil. Fak. Nationale SS 1934 (6. Sem.), SS 1935 (8. Sem.).
    • Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Bestand Jerusalem, A/W 2589, 86, 34219.
    • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Meldeauskunft, Albert Wolinsky.
      Akademie der Wissenschaften in Wien, Almanach f. d. J. 1935–1939.
    • Jacques Cattell Press (Hg.), American Men and Women of Science 6: St–Z, New York – London 131976, 4926.
    • IEEE Transactions On Computers, October 1969, 962.
    • New Members, in: The American Mathematical Monthly 56, 8 (1949), 578–580, hier: 580.
    • News and Notices, in: The American Mathematical Monthly 60, 1 (1953), 63–69, hier: 69.
    • News and Notices, in: The American Mathematical Monthly 63, 5 (1956), 356–360, hier: 360.
    • News and Notices, in: The American Mathematical Monthly 67, 5 (1960), 492–493, hier: 493.


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