GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Eduard Jahoda


geb. am 3. Dezember 1903 in Wien, gest. am 18. Mai 1980 in Manhasset (NY, USA)

Eduard Jahoda war bis 1926 Mitarbeiter am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach dem „Anschluss“ wurde er aus rassistischen Gründen verfolgt und konnte seine Tätigkeit an der Akademie nicht mehr fortsetzen. Er emigrierte im Sommer 1939 nach Großbritannien und anschließend in die USA.

Jahoda wurde als Sohn des Kaufmanns Karl Jahoda (1867–1926) und seiner Frau Betty, geb. Propst (1881–1967), in Wien geboren. Eduard war der Bruder von Marie Jahoda, der Soziologin und Mitverfasserin der Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" (1933). Eduard Jahoda studierte Physik an den Universitäten Göttingen, Heidelberg und Wien, er promovierte 1926 mit seiner Dissertation „Beiträge zur Lumineszenz und Verfärbung der mit Becquerelstrahlen behandelten Alkalichloride“ an der Wiener Universität. Im Rahmen seines Dissertationsprojekts forschte er am Institut für Radiumforschung der Akademie der Wissenschaften. Nach seiner Promotion übernahm Jahoda den Betrieb des Vaters, die Firma Jahoda & Bergmann für technische Papiere sowie Lichtpaus- und Zeichengeräte, und er unterrichtete an der Volkshochschule im Volksheim Ottakring. Hier hielt er beispielsweise im Jahr 1927 Kurse auf dem Gebiet der Atomtheorie ab. Jahoda engagierte sich – wie seine Geschwister – in der sozialdemokratischen Bewegung.

Nach dem „Anschluss“ wurde der Betrieb Eduard Jahodas liquidiert. Er konnte im August 1939 gemeinsam mit seiner Frau, der Medizinerin Susanne, geb. Steiner (1907–1995), und seiner Mutter nach England emigrieren. Sein Sohn Franz Carl Jahoda (1930–2012) war bereits zuvor mit einem Kindertransport nach Großbritannien – zu seiner bereits emigrierten Schwester Marie – geschickt worden. Von England aus emigrierte die Familie im selben Jahr in die USA. Jahoda arbeitete zunächst als Angestellter des Unternehmens für Ingenieursbedarf Andrews Paper & Chemical Co., Inc., das er ab dem Jahr 1960 leitete. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit meldete er mehrere Patente an. Eduard Jahoda lebte ab 1945 mit seiner Familie in Manhasset, New York, wo er im Jahr 1980 verstarb.


Schriften (Auswahl)


  • Eduard Jahoda, Beiträge zur Lumineszenz und Verfärbung der mit Becquerelstrahlen behandelten Alkalichloride, Dissertation, Universität Wien 1926.
  • Ders. Beiträge zur Lumineszenz und Verfärbung der mit Becquerelstrahlen behandelten Alkalichloride (Mitteilungen des Institutes für Radiumforschung 193), in: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse, Abt. 2a, Bd. 135, Wien 1926, 675–703.


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Akademie der Wissenschaften in Wien, Almanach f. d. J. 1925, 1926.
    • Johannes Feichtinger, Transformationen der Forschungspolitik, in: Johannes Feichtinger – Herbert Matis – Stefan Sienell – Heidemarie Uhl (Hg.), Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945. Katalog zur Ausstellung, Wien 2013, 117–126, hier: 122.
    • Reinhard Müller, Marie Jahoda (1907-2001). Ein biografischer Abriss, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Graz, Newsletter Nr. 23 (01/2002), 3–27, hier: 3–4.
    • Wolfgang L. Reiter, Österreichische Wissenschaftsemigration am Beispiel des Instituts für Radiumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, in: Friedrich Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft (= Emigration – Exil – Kontinuität. Schriften zur zeitgeschichtlichen Kultur- und Wissenschaftsforschung 2), Münster 22004, 709-729, hier: 722.
    • Wolfgang L. Reiter, The Year 1938 and its Consequences for the Sciences in Austria, in: Friedrich Stadler – Peter Weibel (Hg.), The Cultural Exodus from Austria, New York 1995, 188–205, hier: 204.
    • Wolfgang L. Reiter, Von Erdberg in die Boltzmanngasse – 100 Jahre Physik an der Universität Wien, in: Karl Anton Fröschl – Gerd B. Müller – Thomas Olechowski – Brigitta Schmidt-Lauber (Hg.), Reflexive Innensichten aus der Universität. Disziplinengeschichten zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik (= 650 Jahre Universität Wien – Aufbruch ins neue Jahrhundert 4), Göttingen 2015, 191–209, hier: 201.
    • Friedrich Scheu, Ein Band der Freundschaft. Schwarzwald-Kreis und Entstehung der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler, Wien–Köln–Graz–1985, 80, 106–107, 119, 132, 147, 155–156, 166, 168–169, 175, 186.
    • Marlene Wahlmüller, „Die Akademie der Wissenschaften in Wien. Kontinuitäten und Diskontinuitäten 1938–1945“, Diplomarbeit, Universität Wien 2010, 56, 64.


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