GEDENKBUCH

für die Opfer des Nationalsozialismus
an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Fassade und Siegel der Akademie der Wissenschaften. Bild: ÖNB-Bildarchiv, Sign. L 32.608-C bzw. Siegelsammlung des Archivs der ÖAW

Rosa Kürti


geb. am 8. Juli 1905 in Wien, gest. am 27. Juli 2004 in Toronto (Kanada)

Rosa Kürti war von 1929 bis 1931 an der Biologischen Versuchsanstalt (BVA) der Akademie der Wissenschaften tätig. Nach dem „Anschluss“ wurde sie aus rassistischen Gründen verfolgt. 1938 emigrierte sie nach Großbritannien und in die Türkei, 1939 weiter in die USA.

Kürti wurde als Tochter des Kaufmanns Karl Jahoda (1867–1926) und seiner Frau Betty, geb. Probst (1881–1967), in Wien geboren. Sie war die Schwester des Unternehmers Eduard Jahoda, des Dirigenten und Pianisten Fritz Jahoda (1909–2008) und der Soziologin Marie Jahoda (1907–2001). Rosa Kürti studierte ab 1923 Biologie an der Universität Wien. Sie promovierte 1927 mit ihrer Dissertation „Zur Kenntnis der Entwicklungsgeschichte von Brongniartella byssoides“. Danach arbeitete die Biologin an der Biologischen Station Lunz am See (Niederösterreich). Von 1929 bis 1931 war Kürti an der Botanischen Abteilung der Biologischen Versuchsanstalt (BVA) der Akademie beschäftigt. Daneben arbeitete sie als Biologielehrerin an einem Gymnasium in Wien-Landstraße. Wie ihre Geschwister engagierte sie sich in der Sozialdemokratie.

Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde Rosa Kürti im Jahr 1938 als Gymnasiallehrerin entlassen. Im August 1938 emigrierte sie mit ihrem Mann Gustav Kürti, verheiratet seit 1933, und ihrem gemeinsamen Sohn Anton (geb. 1935, Pianist und Komponist) nach Großbritannien, hier war sie zunächst als Haushaltshilfe tätig. Im selben Jahr ging die Biologin in die Türkei, wo sie eine auf ein Jahr befristete Stelle an der Biologischen Fakultät der Universität Istanbul erhalten hatte. Da Gustav Kürti in England keine Beschäftigung fand, reiste er Mitte Oktober 1938 in die USA weiter. Rosa Kürti emigrierte im Herbst 1939 in die USA, wo ihr Mann inzwischen eine Stelle als Research Fellow in Physics an der University of Rochester (NY) angenommen hatte. Die Familie wurde im Jahr 1944 eingebürgert. Nach der Übersiedlung nach Cambridge (MA) – Gustav Kürti erhielt 1946 eine Stelle an der Harvard University – arbeitete Kürti als Biologielehrerin an der Hathaway Brown School. Nach 1950 war sie als Professorin für Biologie am College der Case Western Reverse University in Cleveland, Ohio tätig. Rosa Kürti, die nach ihrer Emeritierung im Alter von 80 Jahren ehrenamtlich weiter an verschiedenen Einrichtungen lehrte, übersiedelte 2001 zu ihrem Sohn nach Kanada. Sie verstarb im Jahr 2004 in Toronto.


Schriften (Auswahl)


  • Rosa Jahoda, Zur Kenntnis der Entwicklungsgeschichte von Brongniartella byssoides, Dissertation, Universität Wien 1927.


Quellen und Literatur (Auswahl)


    • Archiv der ÖAW, Bestand BVA.
    • Archiv der Universität Wien, Phil. Rig. Akt 9604.
    • Reinhard Müller, Marie Jahoda (1907–2001). Ein biografischer Abriss, in: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Graz, Newsletter Nr. 23 (01/2002), 3–27, hier: 4.
    • Claudia Wurzinger, Kuerti, Rosi, geb. Jahoda, in: Brigitta Keintzel – Ilse Korotin (Hg.), Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken, Wien–Köln–Weimar 2002, 416–417.


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