Die KMI versteht sich als Plattform für Forschungsprojekte zu den Themen Migration und Integration.

Doppelstaatsbürgerschaft:

politischer Spaltpilz oder Instrument sozialer Integration?

Eine Studie über ein aktuelles Problem von Gesellschaft und Politik in Österreich

Projektleitung: Max Haller und Rainer Bauböck
Kooperationspartner:
Hermann Atz, apollis Demoskopie und Sozialforschung, Bozen
Günther Pallaver, Institut für Politikwissenschaften, Universität Innsbruck, Vorsitzender der Michael-Gaismair-Gesellschaft, Bozen (formeller Träger des Projekts in Südtirol)
Francesco Palermo, Europäische Akademie Bozen

Das Projekt soll die Thematik der Doppelstaatsbürgerschaft unter Einbeziehung einer vergleichenden Perspektive erforschen und diskutieren. Ein Anlass dafür ist das im Programm der derzeitigen österreichischen Bundesregierung vorgesehene Angebot der Verleihung der Staatsbürgerschaft an deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler. Dieses Angebot Österreichs an Südtiroler steht in klarem Gegensatz zur Restriktivität gegenüber den im Lande lebenden Ausländern und den in anderen Staaten lebenden österreichischen Staatsbürgern.

In dem beantragten Projekt soll die Problematik der Doppelstaatsbürgerschaft nicht nur aus verfassungsrechtlicher und politischer Sicht dargestellt und diskutiert werden, sondern in erster Linie aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Dabei geht es vor allem um die Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen von vier Gruppen von Bürgern: österreichische Staatsbürger, die in Österreich leben; österreichische Staatsbürger, die im Ausland leben (Auslandsösterreicher); nichtösterreichische Staatsbürger, die in Österreich leben und italienische Staatsbürger aller Sprachgruppen in Südtirol. Geplant sind repräsentative Umfragen unter allen vier Zielgruppen. Die Ergebnisse dieser Umfragen sollen durch zusätzliche rechts- und politikwissenschaftliche Analysen des österreichischen Zugangs zur Doppelstaatsbürgerschaft ergänzt werden. Im Frühherbst 2019 ist an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien eine Arbeitstagung geplant, bei der die Projektergebnisse präsentiert und diskutiert werden. Aus diesem Projekt werden auch wissenschaftliche Publikationen hervorgehen.

Migration als Moralpolitik:

Die widerständige Politik von “Sanctuary” in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika

Projektleitung: Dr. Julia Mourão Permoser

Gefördert von: FWF - Der Wissenschaftsfonds (2019-2023)

Konflikte beruhen auf tiefgreifenden moralischen Prinzipien und bringen Dynamiken des Widerstands hervor, die charakteristisch für die Moralpolitik sind. Dennoch stand bisher die moralische Dimension der Migrationspolitik weder im Zentrum der Migrationsliteratur noch der Literatur über Moralpolitik. Um diese Forschungslücke zu schließen entwickelt das Projekt einen neuen analytischen Ansatz, der die Rolle von Werten als Quelle normativer Zwietracht und als konstitutiv für die Präferenzen und Motivation von politischen Akteuren in der Migrationspolitik wahrnimmt. Dieses Ziel wird verfolgt durch eine empirische Studie der widerständigen Politik von „Sanctuary“ in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika. Auf der Basis qualitativer Interviews und Primärquellen untersucht das Projekt drei Formen von „Sanctuary“: Kirchenasyl, „Sanctuary Cities“ und humanitärer Rettungsoperationen im Mittelmeer und an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Diese Praktiken sind hoch umstritten, erzeugen Dynamiken des zivilen Widerstandes, involvieren religiöse Akteure und deren Werte und betreffen moralische Kontroversen und Dilemmas. Diese drei Formen von „Sanctuary“ werden daher als empirische Fallstudien untersucht und als Grundlage genützt, um eine Theorie der Migration als Moralpolitik zu entwickeln.