14.12.2016

Ausschlagwälder in Österreich und Japan

In einer neuen Publikation konnten erstaunliche Parallelen in der speziellen Form der Bewirtschaftung als Ausschlagwald zwischen Österreich und Japan nachgewiesen werden.

Eine neue Studie der KIÖS kommt zu dem Ergebnis, dass die Bewirtschaftung von sogenannten „Ausschlagwäldern“, also Wäldern, die sich nach der Nutzung vorwiegend vegetativ durch Stock- oder Wurzeltriebe verjüngen, erstaunliche Ähnlichkeit zwischen Österreich und Japan aufweist. Durch eine kontrollierte Reaktivierung der traditionellen Bewirtschaftungsform könnten wertvolle Nischen für eine höhere Artenvielfalt sowie eine begrenzte Menge an Biomasse zur Verfügung gestellt werden.

Die Studie wurde federführend durch die KIÖS (Projektleiter: Dr. Bruckman) und Kollegen der Tokyo University, Graduate School of Frontier Sciences, durchgeführt. Demnach hat die historische Bewirtschaftung von Ausschlagwäldern in der Nähe von urbanen Räumen in beiden Ländern gleichermaßen eine bedeutende Rolle zum Zwecke der Energieversorgung durch Brennholz. Aber auch andere Produkte, wie spezielle Sortimente für das Herstellen von Werkzeugen oder alltäglichen Gebrauchsgegenständen, konnten aus diesen Wäldern bezogen werden. Gleichzeitig bedeutet ein häufiges Störungsregime im Abstand von wenigen Jahren (typisch sind etwa 20 Jahre) auf relativ kleinen Flächeneinheiten die Schaffung von einer Vielzahl an Nischen und damit ein positives Umfeld für Biodiversität.

Für dieses Projekt wurden Waldgebiete ausgewählt, die sich im Nahbereich von Tokyo und Wien befinden, da in beiden Städten seit einigen Jahren der Bedarf an Biomasse für thermische Verwertung wieder steigt, in Tokyo nicht zuletzt nach dem Fukushima-Vorfall. Dabei wurden diese Wälder aufgrund der weitgehenden Substituierung von Brennholz durch fossile Energieträger in den letzten Jahrzehnten überwiegend nicht als Ausschlagwälder bewirtschaftet und in vielen Fällen sogar in klassische Hochwälder zur Produktion von Wertholz umgewandelt. In Japan wurden hier oft Koniferen verwendet, und die vorliegende Studie zeigt einen dadurch hervorgerufenen deutlich nachweisbaren Effekt in der Bodenchemie und damit der Kohlenstoffspeicherung.

Die Kohlenstoffvorräte sind weitgehend vergleichbar, abgesehen von den Böden, die in Japan vulkanischen Ursprungs sind und daher größere Kohlenstoffspeicherkapazitäten haben.

Die Baumartenzusammensetzung zeigt ein interessantes Detail: Die Familien der dominanten Baumarten, nämlich Eichen und Hainbuchen, sind in beiden Ländern identisch, wobei Nebenbaumarten variieren und Wälder in Japan generell artenreicher sind.

Durch eine kontrollierte Reaktivierung der Ausschlagwaldbewirtschaftung könnten wertvolle Nischen für eine höhere Artenvielfalt sowie eine begrenzte Menge an Biomasse zur Verfügung gestellt werden. Zudem wird darauf hingewiesen, dass keine negativen Auswirkungen auf die Kohlenstoffspeicherung zu erwarten sind.