Große Mengen von Daten sind in der Biologie heute üblich, aber immer schwerer zu verstehen und zu benutzen. Die Systembiologie verspricht eine ganzheitlichere Sichtweise auf biologische Prozesse. Das Projekt Towards a Holistic Conception of Life(THCL) untersucht ethische, rechtliche und gesellschaftliche Folgen dieser Entwicklung.
Nach den erfolgreichen Analysen des menschlichen und anderer Genome leitet die Systembiologie die nächste Phase in der Molekularbiologie ein. Die Komplexität und Dynamik biologischer Prozesse wurde zentrales Thema. Die Systembiologie eröffnete neue Wege für die Modellierung, das Verständnis und die gezielte Veränderung lebender Systeme. Sie verspricht eine holistischere Sicht auf biologische Einheiten und Prozesse und letztlich des Lebens, fernab der bisherigen Mängel linearer Modelle.
Sie könnte aber auch ihre eigenen ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Folgen nach sich ziehen, die über diejenigen bisheriger Konzepte und Praktiken in der Molekularbiologie hinausgehen. THCL soll eine Lücke schließen zwischen analytisch orientierten Wissenschafts- und Technikstudien (STS) und einer politikorientierten Technikfolgenabschätzung.
Das ITA steuerte eine detaillierte Beschreibung der derzeitigen Systembiologie-Landschaft in Österreich und Deutschland bei und analysierte Voraussetzungen und Implikationen der Forschung.Zusammen mit den deutschen Projektpartnern wurde ein Dialog mit jungen und etablierten ForscherInnen und anderen gesellschaftlichen AkteurInnen geführt, die mit der Verbreitung und Regulierung von Systembiologie und ihren Ergebnissen befasst sind.
Das Projekt beinhaltete eine Analyse der Darstellungen von Systembiologie in den Medien, durch WissenschafterInnen und in politischen Dokumenten, sowie eine empirisch gestützte Zusammenfassung der sozio-kulturellen Implikationen, der Potentiale für zukünftige Innovationen, sowie von regulatorischen Fragen der Systembiologie.
In past technology controversies, aspects such as risk or ethics have played a major role, apart from economic arguments. Public debates on agricultural biotechnology or biomedicine differed in the dominant aspect they addressed, respectively. This article specifies such aspects as discursive frames being tacit agreements over what is relevant and which arguments count. It investigates the role of frames in past debates and the relation between frames and issues relevant for technology governance such as policy advice, public participation and the political legitimation of decisions. For a newly emerging technology such as synthetic biology, the framing of a debate to come is often expected to follow patterns known from previous debates, and to influence governance in a foreseeable way. However, new frames might emerge that could change both the debate on and the governance of emerging technologies.
This report is embedded in the larger research project ‘Towards a Holistic Conception of Life? Epistemic Presumptions and Socio-Cultural Implications of Systems Biology’, conducted jointly by the Institute of Technology Assessment at the Austrian Academy of Sciences and the Research Centre for Biotechnology, Society, and the Environment (FSP BIOGUM) at the University of Hamburg.
It gives a first overview of the state of establishment and institutionalisation of systems biology in Austria in 2011. It is based upon a methodical investigation of scientists, institutions, research projects, university courses and publications making use of the term ‘systems biology’ in this national context and puts an emphasis on the completeness and reproducibility of the reported results. The most relevant institutions are enlisted along three categories and shortly characterised.
Overall, the state of establishment of systems biology is much less advanced than in Germany, the United Kingdom or Switzerland. It takes place on a smaller scale and is driven by a more cautious attitude. Also, it takes place in a more diverse and fragmented mode. Only a few, small institutes carry the label in their name and systems biology is (at least as a label) almost absent in university curricula.
The rightful attribution or meaning of the label ‘systems biology’ is not questioned at this point; rather, different configurations of doing systems biology are addressed tentatively by co-authorship analyses, discipline-based categorisations, historical timelines and geographical analyses. Moreover, general problems relating to such an early onwards assessment of the state of a new scientific field are discussed in the introduction.
In Darstellungen der neuen Nano-, Bio-, Info- und Kogno-Technowissenschaften wird häufig deren ,,weltverändernde Macht‘‘ beschworen. Man kann solche Formulierungen nun als ,,rein rhetorische Figur‘‘ abtun, sie als rhetorisch und selbstbestätigend werten oder auch als treffende Charakterisierung von Technowissenschaft verstehen. In letzterem Fall wird eine sehr spezifische Verknüpfpfung von Wissenschaft und Technologie, dem epistemischen und dem konstruierenden Bereich thematisiert. Der vorliegende Artikel widmet sich dieser Verknüpfung von theoretischer und empirischer Seite. Er stellt unterschiedliche technowissenschaftliche Ansätze dar ,,die Welt zu verändern‘‘—durch Kontemplation und Repräsentation, Intervention und Kontrolle, Konstruktion und (Neu-)Schöpfung. Der hybride Charakter von Technowissenschaften—so die weitere Folgerung—erschwert die praktische Trennung von Wissensproduktion und gesellschaftlicher Intervention und stellt somit Fundamente herkömmlicher Wissenschafts- und Technologiepolitik in Frage.
Dieser Beitrag bezieht sich auf die Rede von der neuen, weltverändernden Macht der (Techno)Wissenschaften. Er erinnert an Bacons Programm "light-bringing" und "fruit-bearing" in wissenschaftlicher Forschung zu kombinieren und spürt es in gegenwärtigen wissenschaftlichen Kontexten - insbesondere der Nanotechnowissenschaft und synthetischen Biologie - auf. Um eine differenziertere Analyse zu ermöglichen, werden drei Formen der Macht unterschieden: interventionistische, konstruierende und kreationistische Macht. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag die Ausdifferenzierung spät-moderner Technologie dar, die mit einer Konvergenz von Biologie, Physik und Technik, wie auch mit bestimmten Macht-Konstellationen verknüpft ist. Daraus ergibt sich der Bedarf nach einer spezifischen Technowissenschaftsfolgenabschätzung, die sich von traditioneller Technikfolgenabschätzung unterscheidet.
Die Systembiologie zielt darauf ab, biologische Prozesse und Organismen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Theoretisch und forschungspraktisch werden entsprechende Ansätze seit knapp zwei Jahrzehnten verfolgt. Als Weiterführung der Genomforschung haben sie bereits viele Bereiche der biomedizinischen Forschung durchdrungen. Allerdings ist bisher wenig über die weiterreichende Bedeutung systemorientierter Ansätze für die modernen Lebenswissenschaften bekannt. Auch ihre normativen, sozialen und rechtlichen Implikationen sind weitgehend unerforscht. Dieser Artikel beschreibt Hintergrund, Ziele und Forschungsstrategie eines binationalen Verbundprojekts, das die Systembiologie in Deutschland und Österreich aus Perspektive der Wissenschafts- und Technikforschung empirisch untersucht. Partner sind der Forschungsschwerpunkt Biotechnik, Gesellschaft und Umwelt (BIOGUM) der Universität Hamburg und das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.