Die Kommunikation von Synthetischer Biologie

Die Synthetische Biologie will die Biotechnologie revolutionieren. Aber nehmen Medien und Öffentlichkeit dieses Feld übehaupt wahr, und wenn ja, wie?

Die Synthetische Biologie will die Biotechnologie revolutionieren: ganze Organismen sollen von Grund auf neu konstruiert werden. In den Medien werden WissenschafterInnen oft mit dem Anspruch dargestellt, „Leben schaffen“ zu wollen. Wird das Feld aber tatsächlich als etwas anderes als normale Biotechnologie wahrgenommen?

Wissenschafts-Kommunikation als Diskussonsbasis

Wichtiger Teil des Projekts war ein sozialpsychologisches Experiment von Nicole Kronberger und Wolfgang Wagner (Abteilung für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Univ. Linz), in dem WissenschafterInnen der Synthetischen Biologie (SB) ihre Ergebnisse in Form von Pressemitteilungen darstellten, die wiederum JournalistInnen als Grundlage für Zeitungsberichte dienten. Die Veröffentlichungen wurden als Input für Fokusgruppen-Diskussionen. Dabei ging es vor allem um vorstellbare konkrete Anwendungen – auch wenn diese noch Zukunftsmusik waren.

Das Experiment zeigte, wie Amélie Cserer und Brigitte Gschmeidlinger (dialog<>Gentechnik) herausfanden, dass Themen, die mit Risiko und Nutzen zu tun hatten, durchsetzungsfähiger waren als wissenschaftliche Konzepte oder ethische Fragen. Laien hielten Ziele der Synthetischen Biologie oft für schon erreicht – viele waren erstaunt, dass herkömmliche Gentechnik keine künstlichen Organismen herstellen kann. Laien bewerteten SB zunächst indifferent, ihre Meinung glich sich im Zuge der Diskussion aber der zur Gentechnik an. SB wird also nicht als wesentlich neu gesehen, und wurde unterschiedlich bewertet, je nachdem was die Personen vorher über Gentechnik dachten.

Synthetische Biologie in Medien und Forschungsförderung

In den Medien war SB Randthema, erschien aber regelmäßig auf Wissenschaftsseiten oder genre-spezifischen Websites. Einzig Beiträge zur Person des US-Biochemikers Craig Venter fanden ein breiteres Publikum. Die Beschreibungen über Venter waren ambivalent, im Gegensatz zur insgesamt positiven Darstellung von SB und ihren möglichen Anwendungen in den Medien.

Risiken wurden selten thematisiert. Die rhetorische Floskel vom "Gott spielen“ wurde kaum verwendet. Häufiger waren technische Metaphern (Konstruktionen) oder Vergleichen mit "typischen Bubenspielen" wie z.B. "Lego“ oder „Baukästen“. Bemerkenswert: Die meisten der in den Medien erwähnten Akteure waren Männer.

Unklar blieb, ob europäische Förderorganisationen Synthetische Biologie als neues Feld ansehen. Die Unterschiede in den naturwissenschaftlichen Programmen und der ELSA-Begleitforschung von sechs untersuchten Ländern waren beträchtlich.

Fazit

Das ITA als Projektkoordinator kam zu dem Schluss, dass Synthetische Biologie von der Öffentlichkeit wohl noch länger eher als Schlagwort denn als wissenschaftliche Disziplin wahrgenommen werden wird.

Laufzeit

01/2008 - 03/2010

Kontaktpersonen