Das Ziel des Forschungsaufenthaltes
Der Nachlass des Musikethnologen Rudolf M.Brandl (1943-2018) wurde offiziell nach Brandls Ableben dem Phonogrammarchiv vermacht. Ein großer Teil seiner Sammlung umfasst Material historischen und (musik)ethnologischen Charakters (Video- und Tonaufnahmen, Korrespondenz, Fotos, Dias, Tagebücher), das auf seinen Feldforschungsreisen in den 1970er und 1980er Jahren auf der Insel Karpathos (Griechenland) entstanden ist.
Die Komplexität und die Größe der Sammlung führten zur Idee eines Forschungsaufenthaltes (Juli 2022) am „Zentrum für die Erforschung der griechischen Volkskunde“ der Akademie Athen. Das Ziel dieses Vorhabens war die Abfassung eines Konzeptes für die Erschließung von Brandls Feldforschungsmaterial aus Karpathos, wobei zuvor Digitalisate aus dem Nachlass den ExpertInnen des Zentrums präsentiert wurden.
Die Ergebnisse
Der Aufenthalt in Athen unterstreicht die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit griechischen Institutionen bei der inhaltlichen Aufarbeitung des Nachlassmaterials. Die Recherchen zum Stand der Wissenschaft hinsichtlich Feldforschungsreisen in den 1970er und 1980er Jahren auf Karpathos zeigten, dass nicht nur Brandl, sondern auch Feldforscher aus griechischen Institutionen zur gleichen Zeit in denselben Dörfern der Insel Feldforschungen durchgeführt und oft dieselben Musiker aufgenommen hatten. Zu diesen Expeditionen gibt es auch Sekundärliteratur, die in Österreich nicht zugänglich ist. Diese überraschende Feststellung ermöglicht eine tiefere Kooperation mit wissenschaftshistorischem Fokus für eine „kollektive Erschließung“ von Tonaufnahmen aus Feldforschungen, die beide Institutionen in den 1970er und 1980er Jahren auf Karpathos betrieben haben.