Die Bildhauerin im Stimmporträt
Im Zuge der kritischen Auseinandersetzung der Akademie der bildenden Künste Wien mit ihren Ehrenmitgliedern wurde dieser Tage der heute kaum noch bekannten Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries (1866?–1956) posthum die Ehrenmitgliedschaft zuerkannt – als fünfter Frau, der nach 1836 eine derartige Auszeichnung zuteilwurde.
Damit sollte vor allem „ein Zeichen gegen das Vergessen der Künstlerin“ gesetzt werden, die um 1900 nicht nur in Wien, wohin sie aus Moskau gezogen war, sondern auch international reüssierte – bis 1938 ihr Atelier beschlagnahmt wurde und sie später schließlich fliehen musste.
Das Phonogrammarchiv möchte nun auf seine Weise an diese bemerkenswerte Persönlichkeit erinnern, denn Teresa Feodorowna Ries hat der Nachwelt nicht nur ihre – leider großteils zerstörten – Skulpturen hinterlassen, sondern auch ein ganz unmittelbares Zeugnis ihres Wesens in Form eines Stimmporträts, das am 6. Juli 1906 in Wien entstand:
„Ich sage, der Meister weiß, was er nicht zu machen hat.“
Walter Krause schrieb dazu im CD-Booklet zur Serie 2 (Stimmporträts) der Gesamtausgabe der Historischen Bestände 1899–1950, in deren Rahmen dieses Phonogramm 1999 erstmals publiziert wurde: „Die hier festgehaltene, ebenso kurze wie pathetische Feststellung stimmt mit dem aus ihren sonstigen Äußerungen sprechenden Selbstbewußtsein durchaus überein. Ein gewisser (neo-)romantischer Geniekult war der Ära der Jahrhundertwende ja nicht fremd.“