Kontakt: Clemens Gütl

In Österreich war die Bundeshauptstadt Wien stets das Zentrum der auf Afrika bezogenen Forschungen. Deshalb dürfte es kaum verwundern, dass das Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das seit jeher in diese Forschungen mit einbezogen ist, einen historisch gewachsenen Schwerpunkt an auditiven Sammlungen von Tonträgern und wissenschaftlichen Videoaufnahmen aufbewahrt, auf denen Sprach- und Musikaufnahmen von afrikanischen Gesellschaften in mehr als 250 Sprachen gespeichert sind. Die frühesten Schallaufnahmen in einer afrikanischen Sprache stammen aus dem Jahr 1905. Diese sowohl quantitativ als auch qualitativ bedeutsamen Bestände spiegeln zusammen mit Objekten, Fotografien, Filmen, handschriftlichen und veröffentlichten Dokumenten, Büchern, usw. in Museen, Archiven, Bibliotheken und Privatsammlungen, etc. die lange Tradition von österreichischen Forschungstätigkeiten über den „dunklen Kontinent“.

Neben der Grundvoraussetzung ihrer Erhalt- und digitalen Verfügbarkeit hängt ihr wissenschaftlich nutzbarer Wert wesentlich mit der Anwendung eines geschichtswissenschaftlichen Methodenapparats zusammen, mit dem u. a. Biografien von beteiligten Personen rekonstruiert und Fragen nach ihren jeweiligen Intentionen, der Organisation und praktischen Durchführung von Forschungsunternehmungen, den Entstehungs- und Verwendungskontexten von Schalldokumenten sowie zu Aspekten der Technikgeschichte beantwortet werden können.

Die kontinuierliche wissenschaftsgeschichtliche Beschäftigung mit den Beständen fördert das Verständnis über historische Zusammenhänge und garantiert so die methodisch und inhaltlich fundierte Beratung von externen Benutzerinnen und Benutzern. Das erarbeitete Wissen fließt in die Datenbank und den Katalog des Phonogrammarchivs ein und wird in Vorträgen, Lehrveranstaltungen und Publikationen – wie z. B. in den Afrika-Serien der wissenschaftlich kommentierten CD-Edition Gesamtausgabe der Historischen Bestände (1899–1950) des Phonogrammarchivs – öffentlichkeitswirksam weitergegeben und so – auch das ist ein zentraler Gedanke dabei – den einst beteiligten Akteurinnen und Akteuren (bzw. ihren Nachfahren und Herkunftsgesellschaften) wieder zur Verfügung gestellt.