Ende Juni 2022 besuchte das Team von »Fontes Inediti Numismaticae Antiquae« (FINA) Wien das oberösterreichische Augustiner Chorherrenstift Sankt Florian nahe Linz. Während eines zweitägigen Forschungsaufenthaltes sichteten und analysierten Bernhard Woytek, Patrick Fiska und Daniela Williams das Archivmaterial zur ehemaligen numismatischen Sammlung des Klosters.
Sankt Florian – bestehend aus dem Kloster und der Marktgemeinde, die um den Konvent der Augustiner Chorherren herum entstand – ist vielen heute eher als letzte Ruhestätte des österreichischen Komponisten Anton Bruckner bekannt und zieht viele Tourist:innen an, die die „Bruckner Orgel“ in der Stiftsbasilika besichtigen. In der Vergangenheit war Sankt Florian hingegen auch ein Anziehungspunkt für viele Generationen von Numismatiker:innen und Gelehrten, da es eine der größten und reichsten Sammlungen antiker Münzen in der Habsburgermonarchie beherbergte – die zweitgrößte nach dem kaiserlichen Münzkabinett in Wien.
Im Jahr 1747 erwarb das Stift Sankt Florian die Münzsammlung von Apostolo Zeno (1668–1750), dem venezianischen Gelehrten und Hofdichter Kaiser Karls VI., nachdem der österreichische Numismatiker Erasmus Frölich SJ (1700–1758) ein Gutachten über ihre wissenschaftliche Bedeutung erstellt hatte. Die Sammlung umfasste mehr als 10.000 antike Münzen und wurde rund zweihundert Jahre lang in der Bibliothek des Klosters aufbewahrt, bis sie zwischen 1955 und 1957 in drei Auktionen über das Auktionshaus Dorotheum in Wien verkauft wurde.
Nur mehr recht wenige antike Münzen zeugen heute von der vergangenen Pracht der Münzsammlung, wohingegen im Archiv ein durchaus bedeutender handschriftlicher Quellenbestand zur Sammlung erhalten blieb. Dieser wird derzeit im Rahmen der internationalen Initiative »Fontes Inediti Numismaticae Antiquae« (FINA) untersucht, deren Ziel es ist, handschriftliche Quellen aus der Zeit vor 1800 zu antiken Münzen und zur antiken Numismatik zu sammeln, zu untersuchen und zu veröffentlichen.