Ausgangslage

Aus dem Gebiet des heutigen Österreichs kennt man mehrere hundert Gräberfelder und Friedhöfe aus dem Frühmittelalter (ca. 600–1100 n. Chr), die archäologisch und/oder anthropologisch erforscht und veröffentlicht sind. Die ersten wurden bereits vor über 150 Jahren ausgegraben und die Methoden der Dokumentation, die Analysen wie auch die Präsentation der Daten und der Ergebnisse haben sich seitdem ständig weiterentwickelt. In der Regel sind die entsprechenden Publikationen jedoch nach wie vor Druckwerke. Wenn es, selten aber doch, Open Access-Publikationen gibt, so sind dies meist PDFs der Texte und Tafeln. Strukturierte Daten, die für weiterführende Analysen geeignet wären, sind öffentlich praktisch nicht verfügbar.

Ziel des Projekts

Das am ÖAI und dem Naturhistorischen Museum Wien (Start: November 2019) angesiedelte THANADOS-Projekt will ein Online-Repositorium der frühmittelalterlichen Grabfunde Österreichs erschaffen. Es vereint mit Archäologie, Anthropologie und Digital Humanities drei Disziplinen.

Methoden

Die bisher bekannten und veröffentlichten Grabfunde werden dafür mit dem Open Source-Datenbanksystem OpenAtlas, das die Informationen nach dem international etablierten Standard des CIDOC CRM modelliert, aufgenommen. THANADOS kann dafür auf eine breite Basis von bereits digitalisierten Daten aus bisherigen Projekten der Antragsteller zugreifen, die nun erstmals als Open Data veröffentlicht werden sollen. Dazu wird ein User Interface mit entsprechenden Eingabeworkflows für das bestehende OpenAtlas-System entwickelt. In diesem werden die Grabfunde vom jeweiligen Fundort über die dort vorhandenen Gräber mit den erhaltenen menschlichen Überresten sowie den Kleinfunden und Grabbeigaben standardisiert erfasst. Neben Textzusammenfassungen und kategorialen Informationen werden auch Bilddaten erfasst und die Befunde georeferenziert als GIS-Geometrien aufgenommen.

Eine interaktive Webanwendung für die Präsentation der Daten wird vom THANADOS-Team in Kooperation mit Spezialistinnen und Spezialisten des Austrian Centre for Digital Humanities (ACDH) der ÖAW entwickelt. Diese mit jedem modernen Browser erreichbare Webanwendung erlaubt das Erkunden der Daten und gezielte Suchen, erlaubt Visualisierungen sowie den Download einerseits der Rohdaten, andererseits von spezialisierten Abfrageergebnissen in gängigen Formaten. Eine kartografische und eine datenzentrierte Oberfläche ergänzen einander dabei nahtlos.

Technologisch baut THANADOS gänzlich auf Open Source-Technologie auf. Die Entwicklungen fließen unter offenen Lizenzen auch wieder in das OpenAtlas-Projekt zurück. Die Daten werden je nach Kategorie vorzugsweise unter Creative Commons-Lizenzen wie auch als Linked Open Data der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Ziel ist, anhand der Anthropologie und Archäologie von frühmittelalterlichen Grabfunden aus dem Gebiet des heutigen Österreichs ein offenes Online-Repositorium zu schaffen, das darüber hinaus auch als Modell für andere Regionen, Epochen und Themenbereiche dienen kann.

Projekteitung

Kooperationen

Laufzeit

Juni 2019 – Oktober 2021

Finanzierung

ÖAW GoDigital!Next Generation (GDNG_2019-039)