Die inschriftliche Überlieferung zum Artemision von Ephesos gewährt unmittelbare und detaillierte Informationen zur Geschichte und Verwaltung des Heiligtums, zur landwirtschaftlichen Nutzung des tempeleigenen Territoriums und zur räumlichen Gestaltung des Temenos-Bereiches. Über die spätere Wiederverwendung der Inschriften können auch die späteren Tranformationsprozesse nachvollzogen werden.
Seit April 2019 wird das von FWF und ÖAW finanzierte, interdisziplinäre Zukunftskolleg »Temenos und Territorium. Wirtschaftsmacht und soziale Bedeutung des Artemisions in der römischen Kaiserzeit und danach« (ART_TE) am ÖAI durchgeführt. Lilli Zabrana (Archäologie, Architektur, Koordinatorin), Verena Fugger (Spätantike Archäologie, Religionsgeschichte) und Pedro Gonçalves (Geoarchäologische Analysen und Interpretation) widmen sich gemeinsam mit Vera Hofmann (Alte Geschichte, Epigrafik) Fragen zur räumlichen Visualisierung von Temenos und Territorium des Artemisions, dessen Wirtschaftsmacht und Verwaltung sowie den nachrömischen Transformationsprozessen.
Obwohl die Inschriften unmittelbare und detaillierte Informationen zu diesen Themenkomplexen liefern, wurde das kulturhistorische Potenzial dieser bisweilen sehr voraussetzungsreichen und oft nur fragmentarisch erhaltenen Quellengattung bisher nicht ausgeschöpft. Das von Vera Hofmann in der Forschungsgruppe »Epigraphik« durchgeführte epigrafische Teilprojekt widmet sich dieser Forschungslücke: Die relevanten Inschriften werden wenn möglich vor Ort in Ephesos und in London im British Museum oder anhand der in Wien verfügbaren Abklatsche, Skizzenbücher und Scheden untersucht. Bisher unpublizierte Inschriften werden in der Artikelserie »Neue Inschriften zum Artemision« publiziert, während die bereits publizierten Inschriften mit Relevanz für die übergeordneten Fragen des Projekts für die Publikation in der Reihe »Tituli Asiae Minoris« (VI 1) vorbereitet werden: sie werden nicht nur erstmals übersetzt, ausführlich kommentiert und kontextualisiert, sondern wenn möglich sollen auch die ursprünglichen Rezeptionsbedingungen und das spätere Schicksal des Schriftträgers nachvollzogen werden.
Gestützt auf diese unerlässliche Grundlage und das Zeugnis der antiken Schriftsteller wird Vera Hofmann sich in der abschließenden gemeinsamen Monografie vor allem folgenden Themenkomplexen widmen:
04/2019–03/2023
FWF und ÖAW (ZK 48-G25)