01.08.2022 | Gedenktafel

GEDENKTAFEL WÜRDIGT EDUARD SUESS

Der Geologe und langjährige Akademie-Präsident gilt als Begründer der modernen Geologie. An seinem Wiener Wohn- und Sterbehaus erinnert nun eine Gedenktafel an eine der prägendsten Persönlichkeiten der Erdwissenschaften.


Am 29. Juli 2022 wurde eine Gedenktafel für den Geologen und langjährigen Akademie-Präsidenten Eduard Suess in der Afrikanergasse 9 in Wien-Leopoldstadt enthüllt. Der Obmann der ÖAW-Kommission für Geowissenschaften Christian Köberl eröffnete die Ehrung im Beisein von rund 50 Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Stadtverwaltung. Darunter auch Suess` Urenkel Stephen Suess. 

Der in London geborene Politiker und Wissenschaftler jüdischer Abstammung Suess gilt gemeinhin als Begründer der modernen Geologie. Er beschrieb den Aufbau der Alpen, entdeckte den erdgeschichtlichen Superkontinent Gondwana und den Urozean Tethys und prägte die Begriffe Atmosphäre und Biosphäre. Als Kommunalpolitiker initiierte er den Bau der ersten Wiener Hochquellenwasserleitung, dem die Wiener noch heute ihr Leitungswasser in hervorragender Trinkwasserqualität verdanken. 

Anfänge in der Paläontologie

Suess begann seine wissenschaftliche Karriere 1852 als Paläontologe am k.k. Mineralogischen Hof-Cabinet. Hier befasste er sich mit fossilen Armfüßern (Brachiopoden) und mit der Klassifikation fossiler Säugetiere. Nach mehreren Studienreisen ins In- und Ausland, sowie einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten wurde er - ohne promoviert zu haben - 1857 zum unbesoldeten Professor für Paläontologie an der Universität ernannt und fünf Jahre später zum Professor für Geologie.

Vater der Geologie

1862 veröffentlichte er sein Buch "Der Boden der Stadt Wien" und bewies darin seine geologischen Kompetenzen. 1875 folgte das Werk "Entstehung der Alpen", wo er Faltungen und Überschiebungen der Erdkruste als Ursache für die Alpenentstehung beschrieb - für die damalige Zeit eine revolutionäre These. Seinen größten internationalen Erfolg erzielte er mit seinem in drei Teilen erschienenen Hauptwerk "Das Antlitz der Erde", an dem er über zwanzig Jahre schrieb und das auch in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Es wurde zwischen 1883 und 1909 publiziert und gilt als Meilenstein der Geologie. Begriffe wie "Biosphäre" oder "Atmosphäre", die als allgemeinbekannte Ausrücke in unseren heutigen Wortschatz eingegangen sind, gehen auf dieses Werk zurück.

Präsident der Akademie der Wissenschaften

In die Zeit seiner Erfolge als renommierter Geologe von Weltrang fällt auch sein Wirken in der Akademie der Wissenschaften. 1893 bis 1898 war er ihr Vizepräsident und 1898 bis 1911 Präsident der Akademie der Wissenschaften. Noch heute steht in deren Aula eine Büste des berühmten Forschers. Unter Suess` Präsidentschaft erhielten geologische, mineralogische und petrographische Forschungen Aufwind. Suess hat die Internationalisierung der Akadmie wesentlich vorangetrieben, indem er Kooperationen mit ausländischen Akademien in Europa und den USA aufbaute. Die Gründung der "Association internationale des Académies" geht im Wesentlichen auf die Initiative von Eduard Suess zurück.

Prägende Gelehrtenfamilie

Auch Suess` Nachfahren waren bedeutende Wissenschaftler. Sein Sohn Franz Eduard Suess (1867–1941) wurde ebenfalls Geologe und Professor an der Technischen Hochschule in Prag und folgte dann auf den Lehrstuhl seines Vaters an der Universität Wien. Sein Enkel Hans Eduard Suess (1909–1993) wurde Chemiker und Kernphysiker und Professor an der University of California in La Jolla. Die feierliche Tafelenthüllung am 29. Juli 2022 stand im Zeichen der Ehrung der Familie von Eduard Suess. Am gleichen Tag wurden in der Landesgerichtsstraße 12 Gedenktafeln für den Sohn Franz Eduard Suess und den Enkel Hans Eduard Suess enthüllt, die hier wohnten.