Die Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bearbeitete komplexe ökologische Fragestellungen, die der systemorientierten Zusammenarbeit unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen bedürfen und besondere Relevanz für Österreich haben. In der KIÖS waren Mitglieder aus naturwissenschaftlichen und geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern vertreten. Mit Priorität wurden Fragen behandelt, die Kooperation über Instituts-, Fakultäts-, Universitäts- oder Institutionsgrenzen hinaus erforderte. Die KIOES war als Kommission der gesamten Akademie konzipiert. Auf Synergien mit den in der ÖAW angesiedelten Institutionen wurde besonderer Wert gelegt. Aufgabe der Kommission war es, die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger zu aktuellen Fragen zu informieren, zu beraten, Wissenslücken zu identifizieren und entsprechende Forschung anzuregen. Die wissenschaftliche Tätigkeit der KIÖS war auf drei Bereiche fokussiert:

a) Die Erfassung und Dokumentation der Biodiversität in Österreich. Seit Mitte des vorigen Jahrhunderts (1946) wird die Biodiversität in Österreich durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften laufend erfasst und dokumentiert. Die KIÖS ist damit die einzige Institution in Österreich mit kontinuierlichen Aktivitäten auf diesem Gebiet. Im Rahmen der Biodiversitätsforschung werden spezielle taxonomische, phylogenetische, evolutionsbiologische und ökogeografische Untersuchungen durchgeführt. Dabei wird auf die Synthese von organismischen und molekularen Ergebnissen besonderer Wert gelegt. Ergebnisse werden in den Publikationsserien CATALOGUS FLORAE AUSTRIAE, CATALOGUS NOVUS FAUNAE AUSTRIAE und CHECKLISTEN DER FAUNA ÖSTERREICHS der BIOSYSTEMATICS AND ECOLOGY SERIES veröffentlicht.

b) Die Interaktion zwischen gesellschaftlichen Prozessen und komplexen Ökosystemen ist ein weiterer Schwerpunkt der wissenschaftlichen Aktivitäten der KIÖS. Im Vordergrund stehen Fragen mit besonderem Bezug zu Österreich und Nachbarländern. Anforderungen an Natur- und Kulturlandschaften mit Blick auf erneuerbare Energie und unter Bedachtnahme auf den weltweit steigenden Bedarf an Rohstoffen aus Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie Anforderungen an Trink- und Nutzwasser in Verbindung mit globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel bedürfen einer systemanalytischen interdisziplinären Bearbeitung. Diese kann zu Entscheidungsgrundlagen für das nachhaltige Ressourcenmanagement beitragen. Zu diesem Themenbereich gibt die KIÖS die Publikationsreihe INTERDISCIPLINARY PERSPECTIVES heraus.

c) Die Beratung von Gesellschaft und Politik zu komplexen ökologischen Fragestellungen sowie die Öffentlichkeitsarbeit sind der dritte zentrale Aufgabenbereich der KIÖS. Die wissenschaftlichen Veranstaltungen der KIÖS sind nach dem bedeutenden österreichischen Naturforscher Kerner von Marilaun benannt. In Kerner-von-Marilaun-Veranstaltungen werden aktuelle Themen der interdisziplinären ökologischen Forschung der wissenschaftlichen Gemeinschaft und interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Wissenschaftliche Studien und Dienstleistungen für öffentliche und private Auftraggeber werden aus Drittmitteln finanziert.

In der von der KIÖS online herausgegebenen Schriftenreihe KIOES OPINIONS wurden Kommentare zu aktuellen Themen auf der Homepage verfügbar gemacht.

Die ehemaligen Mitglieder der KIÖS sind in zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien vertreten. Aufgrund der vielfältigen in der KIÖS vertretenen Kompetenzbereiche war es der Kommission möglich, bei komplexen ökologischen, sozial-ökologischen und sozio-ökonomischen Themen beratend tätig zu werden.