Wiener Studien - Rezension

Kommission für antike Literatur und lateinische Tradition

Rezensionen der Wiener Studien 113 (2000)


Historische Griechische Inschriften in Übersetzung. Von Kai Brodersen, Wolfgang Günther und Hatto H. Schmitt. Band III: Der griechische Osten und Rom (250–1 v. Chr.). Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1999. XVIII, 182 S. (Texte zur Forschung. 71.) ISBN 3-534-02245-9 ISSN 0174-0474

"Unsere Sammlung soll die Nutzung der epigraphischen Quellen vereinfachen, jedoch nicht die Beschäftigung mit den Originaltexten ersetzen" (XIII). Schon bei der Besprechung der ersten beiden Bände dieses Übersetzungswerks (WSt. 112, 1999, 236f.) erschien mir die Absicht löblich, das Ergebnis nützlich, der Grundansatz aber durchaus problematisch. Ich verkenne nicht die diffizile Feinarbeit, die von den Bearbeitern bei der Auswahl der Inschriften und bei der schwierigen und voraussetzungsreichen Übersetzung geleistet wurde. Doch wem soll diese Sammlung, die zwar den Erhaltungs- und Ergänzungsstand der Originale nachzuahmen sucht, aber ohne das Verständnis auch nur in Ansätzen erschließende Erläuterungen bleibt, die über Bedeutungsvarianten hinausgehen, eigentlich nützen? Für altertumswissenschaftlich ganz allgemein Interessierte ist eine Lektüre zu voraussetzungsreich; Historikern und Kulturforschern kann die bloße Übersetzung bei der Interpretation helfen (was die Bände sicher hervorragend leisten), doch stellt sich dann auch die Frage der Auswahl. Und ist es nicht eine bloß vermeintliche Vereinfachung, wenn man auf diesem Weg versucht, die Texte Interessenten zu erschließen, deren zu geringe Vorkenntnisse den Zugang zu den Quellen eigentlich unmöglich machen?
Herbert Bannert
 

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